piwik no script img

Alles easy in Dänemark

■ Vom Standesamtsschimmel getretene Brautleute finden unbürokratische Hilfe in Dänemark Von Sonja Schmitt

Svenja und Adam hatten den Entschluß fürs lebenslange Zusammensein gefaßt. Doch vor dem alles besiegelnden Bussi stand die Bürokratie: Papiere besorgen, Aufgebot bestellen – und da war auch schon Schluß. Denn das Wichtigste für eine Heirat ist die Geburtsurkunde. Adam hat das Pech, aus Australien zu kommen, wo aber kein vergleichbares Dokument ausgefertigt wird, das vor der deutschen Verwaltung bestehen könnte.

Ein Problem, vor dem die beiden nicht allein stehen. Empfindlich reagiert die bundesdeutsche Bürokratie, wenn Brautleute nicht formal korrekt belegen können, jemals geboren zu sein. Hoffnung winkte Svenja und Adam in Dänemark. Hier kann innerhalb einer Woche ein internationaler Ehevertrag geschlossen werden, der auch in der Bundesrepublik anerkannt wird. Vorraussetzungen sind ein Einreisevisum für Dänemark, eine Aufenthaltsberechtigung für die BRD, eine beglaubigte Kopie des Passes und eine formlose Geburtsbescheinigung durch einen Verwandten. Gut ein Drittel der Menschen, die den Heiratsservice in Anspruch nehmen wollen, sind jedoch chancenlos. Mätzig bedauert: „Wer in der BRD nur geduldet ist, bekommt für Dänemark kein Einreisevisum.“

Unbürokratische Hochzeiten in Dänemark organisiert seit Anfang des Jahres das Heiratsunternehmen DanWed. Seit Bestehen des Drei-Personen-Betriebes konnten über 150 Hochzeiten im Nachbarstaat vermittelt werden. Ab 439 Mark werden alle Formalitäten mit den örtlichen Behörden organisiert. Gegen entsprechenden Aufpreis werden auch Sonderwünsche erfüllt: Die Traumhochzeit am Strand, auf hoher See oder – für Campingfreaks – im eigenen Wohnwagen. „Aber das sind Ausnahmen“, so Oliver Mätzing von DanWed, „oft wollen die Leute in Dänemark heiraten, um ihre Trauung mit dem Urlaub verbinden zu können“. Zudem bietet der kleine Staat den Vorteil, daß Eheschließungen an Sonn- und Feiertagen möglich sind. Hochzeiten in kleinen dänischen Gemeinden, meist vom örtlichen Bürgermeister höchstpersönlich vorgenommen, sollen unheimlich romantisch sein.

Svenja und Adam besiegelten in Aarhus bei einem Standesbeamten, der auch noch des Englischen mächtig war, ihr Bündnis. Der Beamte sprach zudem Englisch, weshalb die beiden nun genau wissen, worauf sie sich eingelassen haben.

Erreichbar ist die Heiratshilfe unter der Hamburger Nummer 85322307. Doch müssen sich die, die sich ewig binden, auch vor einer Hochzeit im Norden prüfen: Das Scheidungsprozedere ist in Dänemark ebenfalls ziemlich aufwendig.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen