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Kirch sichert sich den Filmnachschub

Der Medienmogul schließt mit dem US-Konzern Viacom einen Vertrag über die Verwertung aller Paramount-Filme. Die Musiksender MTV und VH-1 kommen in sein Pay-Paket  ■ Von Michael Rediske

Berlin (taz) – Leo Kirch rüstet sich mit Riesenschritten und Riesenverträgen für das digitale Pay-TV. Eine Woche, nachdem er bekanntgeben ließ, daß Zahlungswillige bei ihm bald 50 Kanäle abonnieren können, steht jetzt auch fest, woher ein Großteil des Nachschubs an Programmen kommen wird. Mit dem US-Medienkonzern Viacom hat Kirch einen Vertrag auf fünf Jahre abgeschlossen, der ihm sowohl das Filmarchiv als auch die Neuproduktionen des Hollywoodstudios Paramount sichert, das Viacom gehört. Außerdem sollen die Spartenkanäle, die Viacom in Deutschland gehören, in Kirchs Pay-Pakete einbezogen werden: MTV und VH-1 sowie Programme des Kindersenders Nickelodeon. Das hat Viacom in New York bekanntgegeben, ohne allerdings Zahlen zu nennen. Das Wall Street Journal hatte berichtet, es gehe um rund eine Milliarde Dollar. Die kann Viacom jedenfalls gut gebrauchen: Die Übernahme von Paramount und der Videoleihkette Blockbuster katapultierte den Medienkonzern zwar auf den weltweit vierten Rang (11,7 Milliarden Dollar Umsatz), lud ihm aber auch heftige Schulden auf. Auch Viacoms Vorzeigesender MTV kann froh sein, unter die Fittiche eines Kirchschen Programmpakets zu schlüpfen. Seit MTV über Satellit nur noch verschlüsselt und gegen Gebühr zu empfangen ist, soll die Zahl der Abonnenten in Deutschland immer noch unter mickrigen Eintausend liegen.

Ebenfalls sollen in die Zusammenarbeit neue digitale Kanäle eingebracht werden, die Viacom für den europäischen Markt geplant hat. Auf dem gestern gestarteten Satelliten Astra 1F hat sich der Konzern dafür schon genügend Übertragungskapazitäten gesichert.

Die Partnerwahl zwischen Kirch und Viacom kommt für niemanden überraschend. Auch bisher schon war Kirch im Besitz eines sogenannten „Outputdeals“, die Verwertungsrechte aller Paramountfilme, der jetzt ausläuft. Außerdem gab es bereits mehrere Fernsehkoproduktionen. Der neue Vertrag ist jedoch wesentlich umfangreicher, umfaßt auch die bisher nicht enthaltenen Rechte für Pay-TV-Ausstrahlungen und dürfte zu einer „strategischen Allianz“ führen, sprich einer weiteren Verflechtung auf dem europäischen Medienmarkt.

In den vergangenen Jahren hat Kirch bereits ein enges Netz mit Silvio Berlusconi sowie mit dem Südafrikaner Johann Rupert geknüpft, der Pay-Sender in den Niederlanden und Afrika besitzt. Viacom, vierter im Bunde, hat sich jetzt auch eine Option auf 12 Prozent an dem spanischen Sender Telecinco gesichert – knapp die Hälfte der 25 Prozent, die heute Kirch gehören.

Siehe auch Porträt Seite 11 und Interview Seite 14

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