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Reformbedürftiger Religionsunterricht

■ betr.: „Wer Religion braucht, soll in die Kirche gehen“, „11. Gebot: Du sollst nicht LER begehren“, taz vom 28. 3. 96

Daß es den Patentdemokraten von rechts gar nicht auffällt, daß hier eine Minderheit von 20 Prozent eine Mehrheit unterdrücken will, ist bezeichnend für deren Demokratieverständnis. Im übrigen bei leeren Kassen zusätzlich Glauben anstelle von bitter nötigem Wissen den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln und dafür noch Finanzmittel aller Steuerzahler (bei gleichzeitiger Streichung von Mitteln für Schulen und Jugendeinrichtungen) zu verschwenden zeigt, wie ehrlich das Sparen gemeint ist. Von Indoktrination unserer Kinder und Jugendlichen mit einer für die Mehrheit (außer im etwas rückwärts gewandten Bayern) nicht mehr mit der realen Welt übereinstimmenden Anschauung hat man doch wohl gerade im Osten und zunehmend weiter westlich (siehe zunehmende Kirchenaustritte) „die Schnauze voll“. Gerhard Rosenberg, Berlin

Was die Chancen einer Klage gegen LER vor dem Bundesverfassungsgericht angeht, so müßte zusätzlich zu dem Grundgesetzartikel 7,3 auch Art. 141 GG erwähnt werden. Darin wird die derzeit von Konservativen hochgehaltene Bestimmung, daß der Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen „ordentliches Lehrfach“ sei, für diejenigen Länder ausgenommen, in denen am 1. 1. 1949 „eine andere landesrechtliche Regelung bestand“. Warum sollte diese Ausnahmeregelung nicht auch für Brandenburg gelten?

Weiter dürfte von Interesse sein, daß auch in Berlin (West) seit Kriegsende der Religionsunterricht eine rein freiwillige Veranstaltung ist, allein von den Kirchen verantwortet wird und ohne die Würde eines ordentlichen Lehrfaches auskommen muß. [...]

Es gibt also einen beträchtlichen Spielraum für Reformen, und nach der „Wende“ sah es so aus, als wollten Staat und Kirchen ihn in Brandenburg nutzen. [...] Es gab Grund zur Hoffnung, daß aus dem Osten bald der frische Wind wehen könnte, der den längst reformbedürftigen Religionsunterricht auch der Alt-Bundesländer kräftig durchpustet. [...] Jörg Moritz-Reinbach, Berlin

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