: Bosnische Serben wollen am Geldsegen teilhaben
■ Einladung zur Brüsseler Konferenz steht. Kriegsgefangene nach massivem Druck endlich freigelassen. Islamische Staaten beraten über Wirtschaftshilfe für Bosnien
Sarajevo (AP/dpa/taz) – Die bosnischen Serben haben die Forderung nach Freilassung der Kriegsgefangenen erfüllt und sind deshalb zur internationalen Geberkonferenz für den Wiederaufbau Bosnien-Herzegowinas zugelassen worden. Das teilte der internationale Bosnien-Beauftragte Carl Bildt gestern in Sarajevo mit. Es sei nun an den bosnischen Serben, die Einladung anzunehmen, so Bildt. Die Strategie, in der Frage der Freilassung der Kriegsgefangenen eine harte Linie einzunehmen, habe sich als Erfolg erwiesen.
Die zweitägige Konferenz beginnt am Freitag in Brüssel. Nur unter Drohungen Bildts, sie nicht zur Konferenz zuzulassen, ließen die Serben am Dienstag drei Kriegsgefangene frei und übergaben die verbliebenen 16 unter Vorwürfen, sie hätten Kriegsverbrechen verübt.
Für die Stabilität in Bosnien ist nach den Worten des bosnischen Präsidenten Alija Izetbegović ein Wiederaufbau der Wirtschaft und ein militärisches Gleichgewicht in der Region nötig. Dies sei nur mit einem Training und einer verbesserten Ausrüstung der Verteidigungskräfte der Föderation zu erreichen, sagte Izetbegović gestern in Sarajevo vor den Außenministern der islamischen Bosnien- Kontaktgruppe.
Die kritische Frage einer Militärhilfe der islamischen Länder sprach Izetbegović nicht an. Er sagte, Bosnien hoffe auf wirtschaftliche Unterstützung der islamischen Länder. Die Außenminister mehrerer islamischer Länder beraten in Sarajevo über Aufbauhilfen für Bosnien-Herzegowina.
Der in Nürnberg inhaftierte mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher Goran Lajić hat sich mit einer Überstellung an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag einverstanden erklärt. Das teilte der Nürnberger Justizsprecher mit. Die Entscheidung liegt nun bei der Bundesregierung.
Der 28jährige Lajić war am 18. März im oberpfälzischen Landkreis Amberg-Sulzbach festgenommen worden. Lajić soll 1992 in dem serbischen Gefangenenlager Keraterm in der Nähe der Stadt Prijedor in Nordbosnien mehrere Gefangene zu Tode gequält und geschlagen haben.
211 bosnische Muslime, die seit Sommer vergangenen Jahres in Flüchtlingslagern in Serbien festgehalten wurden, sind gestern nach Bosnien zurückgekehrt. Die Menschen wurden nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Autobussen nach Tuzla und Zenica in Zentralbosnien gebracht. Die Flüchtlinge gehörten zu einer Gruppe von 796 Muslime, die 1995 nach der Eroberung der UNO-Schutzzonen Srbrenica und Žepa nach Serbien geflohen waren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen