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„Angemessene Therapie“

■ AK-Ochsenzoll reagiert auf Vorwürfe gegen „Haus 18“

Obwohl er sich zunächst nicht äußern wollte, hat der ärztliche Direktor des Allgemeinen Krankenhaus Ochsenzoll, Klaus Böhme, jetzt doch eine Erklärung zum Holst-Dossier abgegeben. Wie am Samstag berichtet, beklagt sich AKO-Patient Thomas Holst über Verstöße gegen das Maßregelvollzugsgesetz, vor allem über eine nur als „Scheintherapie“ zu bezeichnende Behandlung.

Für Holst sei entsprechend der gesetzlichen Vorgaben ein Therapieplan erstellt worden, heißt es in der 5-Punkte-Erklärung des AKO. Diese sei auch „im Rahmen des therapeutisch Zuträglichen“ mit dem Patienten erörtert worden. Die einstündige Psychotherapie pro Woche sei angesichts der zu erwartenden Länge der Unterbringung „therapeutisch angemessen“. Daß Holst seit sechs Monaten auf der Aufnahmestation verweilt, erkläre sich aus dem „vom Patienten ausgehenden Sicherungsbedürfnis“.

Böhme führt auch an, daß Holst an einer Arbeitstherapie, in deren Verlauf er den Hofraum betreten könne, sowie an einer Sporttherapie teilnehme. Darüber hinaus stehe den Patienten des Maßregelvollzugs zu Therapiezwecken eine Schusterwerkstatt, eine Tischlerei, eine Schneiderwerkstatt, eine Fahrradwerkstatt und eine Kunstwerkstatt zur Verfügung.

Thomas Holst blieb gestern gegenüber der taz bei seiner Darstellung. Die Werkstätten seien voll belegt, es gebe keine Möglichkeit für ihn, dort hineinzukommen. So sei ein Antrag auf Kunsttherapie abgelehnt worden. Auch sei es nicht wahr, daß ein Therapieplan mit ihm erörtert worden sei. Vielmehr habe ihm sein zuständiger Therapeut erklärt, es sei gängige Praxis, daß dies nicht geschieht. Die viertelstündigen Arbeitspausen, in derem Verlauf er den Hof betreten könne, fänden nur statt, wenn genügend Aufsichtspersonal anwesend sei, und seien kein Ersatz für die ihm zustehende eine Stunde an frischer Luft. Auch sehe er keinen Grund, der den übermäßig langen Aufenthalt in der Station für akut Kranke rechtfertige: „Ich bin weder auffällig noch sonst irgendwas“.

Eine erste Reaktion gab es gestern auch innerhalb der Klinik. So wurde Holst zum Kurzgespräch mit dem ärztlichen Direktor bestellt, um Verständnisfragen über seine Vorstellungen einer Therapie zu klären.

Holst lehnt es ab, die im Dossier vorgebrachte Kritik nur auf seinen Fall zu beschränken. Es gehe ihm um Mißstände, unter denen viele seit Jahren zu leiden hätten und deren trauriger Höhepunkt der Übergriff eines Pflegers auf einen 62jährigen herzkranken Patienten gewesen sei. Bei dem für heute angekündigten Besuch einer Bürgerschaftsabgeordneten will er einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuß fordern. kaj

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