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Zwischen Humor und Horror

■ Lichtmeß: „Sippenhaft“ – die neuen Warnix-Machtnix-Filme

Alles beginnt meistens ganz harmlos: Die Sippe daheim, beim Sonntagsausflug, im Urlaub oder vereint unter'm Tannenbaum. Doch was dann folgt erfüllt die ganze Skala vom kurzen Schreckensmoment bis zum handfesten Entsetzlichkeitsszenario. In der Reihe für grandios Mißlungenes Warnix Machtnix wird zum Thema Sippenhaft – Familie und andere kriminelle Vereinigungen Familiengrusel der etwas anderen Art gezeigt. In dreizehn Kurzfilmen erhält der Freund schwarzen Humors Einblicke in anderer Leute Familienalben – eine Gratwanderung zwischen Humor und Horror.

„Da, wo ich herkomme, bleibt man zuhause. Es sei denn, man macht Urlaub oder zieht in den Krieg“, formuliert einer der Regisseure Michael Brinntrupp das oberste Familiengesetz. Die Familie als heilige Enklave. Doch warum tropft plötzlich Blut vom Ventilator, wieso intoniert Joan Baez „We Shall Overcome“?! Antwort: In Sippenhaft wird der Schoß der Familie als vermeintlich sicherer Ort fein säuberlich demaskiert. Kleine Mißgeschicke enden nicht selten in einer finalen Katastrophe.

Smart Alek zum Beispiel, gekonnt inszeniert von dem Engländer Andrew Kötting, treibt die Ironisierung des Zufalls auf die Spitze. Alek ist nicht gerade das, was man einen wohlgeratenen Sohn nennen würde: Stinkendfaul, schwer pubertierend, ein Rotzlümmel. Andererseits: Hätte Alek die Wahl gehabt, er hätte sich seine Familie wohl auch nicht ausgesucht. Der Vater unbeherrscht-autoritär, die Mutter spießig und verstockt, die kleine Schwester eine egozentrische Nervensäge. Nicht die besten Voraussetzungen für erholsame Ferien am Meer. Und so kommt alles ganz anders. Statt Sommerfrische Familienstreit, Unfall, Überfall, Raubmord. Mitgefangen, mitgehangen. Nur einer hat sich rechtzeitig vom Acker gemacht...

100 Minuten lang treibt Sippenhaft mit Entsetzen Scherz. Zu lange, um sich ausschließlich den neurotischen Tendenzen entfesselter Familien zu widmen, befand Programmacher Carsten Knoop und mischte kurzerhand leichte Krimikost ins Programm. Besonderes Bonbon: Die Klinik des Grauens von Rainer Matsutani. In der „Hommage an die Horror-B-Movies der 50 Jahre“ ist „Kommissarin“ Ulrike Folkerts als mumifizierte Augenweide zu bewundern.

Karin Midwer

Heute und morgen, Lichtmeß, Gaußstr. 25, 20 Uhr

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