■ Hinterbank: Scheinschlag der SPD
Die Sozis in Mitte sind ein besonderes Völkchen. Gleich einer verschwippten und verschwägerten Großfamilie intrigieren sie gegen alles und jeden, der ihre Klüngelpolitik zu kritisieren wagt – und fallen dabei regelmäßig auf die Schnauze: zunächst der abgewählte Bürgermeister Gerhard Keil. Und nun der Fraktionschef der SPD in Mitte, Peter Armélin.
Wir erinnern uns: Im Sommer vergangenen Jahres hatte Keil die ungeliebte Baustadträtin Dorothee Dubrau wegen angeblicher Investorenfeindlichkeit entmachtet. Unter anderem ging es um die Abrißgenehmigung für die alte Kofferfabrik an der Veteranenstraße, die Dubrau verweigerte und Keil schließlich dem erfreuten Investor persönlich hinterhertrug. Die Stadtteilzeitung Scheinschlag, deren Sanierungsbeilage aus dem Etat der Baustadträtin finanziert wird, hatte damals kein Blatt vor den Mund genommen und Keils Kniefall vor dem Kapital gegeißelt. Die Folge: Keil, der in seinem Gestus eher an einen selbsherrlichen Preußengeneral denn einen warmherzigen Brandt-Enkel erinnert, verbot die Auslegung der Zeitung in den Amtsstuben des Bezirks.
Daß der Scheinschlag nun auch von Dubraus Nachfolgerin, Karin Baumert, weiterfinanziert werden soll, erschöpft nun freilich das Fassungsvermögen der Mitte-Sozis. In einer Pressekriegserklärung ballerte SPD-Fraktionschef Armélin, im Haushalt von Baumert seien „185.000 DM vorgesehen, die der Scene-Zeitung ,scheinschlag‘ zufließen sollen, damit diese kostenlos verteilte Zeitung weiterhin dazu aufrufen kann, das Kaufhaus ,Lafayette‘ zu zerschlagen“. Daß es dümmer nimmer geht, hat mittlerweile auch der Nachfolger von SPD-Bürgermeister Keil, Joachim Zeller (CDU) erkannt: Er verteidigte die Mittelzuweisung an den Scheinschlag, da dieser bei weitem das günstigste Angebot für die Erstellung einer Sanierungsbeilage vorgelegt habe. Rache ist eben ein schlechter Ratgeber – das wissen nun auch die Sozis in Mitte. Uwe Rada
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