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Lügner und Abwiegler

■ Expertentagung der Atomlobby zur Tschernobyl-Katastrophe

Wien (taz/dpa) – „Zehn Jahre danach“ hieß die Konferenz der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO). Mehr als 1.000 Experten der Atomlobby trafen sich bis gestern in Wien und versuchten den Unfall von Tschernobyl zu verharmlosen oder für ihre Zwecke umzudeuten.

Die von der IAEO gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der EU veranstaltete Konferenz hatte die betroffenen Menschen vor allem mit der Aussage brüskiert, bisher seien lediglich 30 Menschen eindeutig als Strahlentote identifiziert, während 237 als durch nukleare Strahlung Verletzte angeführt wurden. Zehn Jahre nach der Reaktorexplosion sei der drastische Anstieg von Schilddrüsenkrebs bei Kindern der einzige gesundheitliche Folgeschaden durch die Atomstrahlung, heißt es in den Beschlüssen der Veranstaltung. Demgegenüber hatten allein die ukrainischen Behörden von 2.500, Umweltschützer gar von 60.000 Toten gesprochen.

Auch bei den Krankheitsraten wiegelten die Vortragenden ab. Sie redeten nicht von den unglaublich gestiegenen allgemeinen Krankheitsraten in Weißrußland und der Ukraine seit dem Reaktorunfall vor zehn Jahren. Vielmehr griffen sie einzelne Krankheiten heraus, wo die Effekte kleiner sind als befürchtet. Nach wissenschaftlichen Modellen müsse mit 200 zusätzlichen Leukämie-Fällen mit Todesfolge bei den Menschen gerechnet werden, die direkt am explodierten Reaktor aufgeräumt hatten. Weitere 200 Blutkrebs-Tote seien unter den 3,7 Millionen besonders von Strahlung betroffenen Menschen zu erwarten. Langfristige Auswirkungen außerhalb der 30-Kilometer-Zone um den explodierten Reaktor wurden verneint. rem

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