: Gewaltfrei an den Castor-Gleisen gesägt
■ 1.500 Atomkraftgegner bei „öffentlicher Schienendemontage“ in Dannenberg
Hannover (taz) – Vom Demonstrationsverbot und von mehreren Hundertschaften Polizei und Bundesgrenzschutz haben sie sich nicht schrecken lassen: Gestern konnten die 1.500 Teilnehmer der Aktion „Castor Ausrangiert!“ doch immer wieder in kleinen Gruppen die Gleise der Dannenberger Castor- Umladestation besetzen. Dort setzten sie die Säge an die Schienen oder schraubten einzelne Gleismuttern ab.
Objekt des zivilen Ungehorsams war jenes etwa 800 Meter lange Gleisstück, das den Dannenberger Ostbahnhof mit jenem Kran verbindet, der dem Umladen von hochradioaktivem Müll dient. 320 Castor-Gegner hatten am vergangenen Freitag eine Anzeige in der örtlichen Elbe-Jweetzel Zeitung unterzeichnet, die zur gewaltfreien Demontage dieses allein dem Castor-Transport dienenden Schienenstücks aufrief. Ausgerüstet mit Sägen und Schraubenschlüsseln und eingestimmt durch eine Andacht und ein Sektfrühstück gingen dann die Aktivisten ans Werk. Vertreten waren bunthaarige Castor-Gegner wie auch Atomkraftgegner mit Schlips und Kragen im gesetzten Alter.
Zu Anfang hatten etwa hundert von ihnen die Schienen unmittelbar am Castor-Kran betreten. Sie waren bereit, sich wegtragen zu lassen, wurden vom Bundesgrenzschutz aber mit Schlagstock und Wasserwerfer vertrieben. Schon am Mittag hatte die Polzei 15 Demonstranten festgenommen. Die Polizei hatte sich auch mit einzelnen Atomkraftgegnern auseinanderzusetzen, die einfach die Absperrung überkletterten und den Beamten erklärten, warum das Zersägen der Schienen gut und richtig sei.
Der Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, Wolfgang Ehmke, wertete die „gewaltfreie und öffentliche Schienendemontage“ als „vollen Erfolg“, kritiserte aber den Polizeieinsatz. „Schlimme Übergriffe“ hat Ehmke festgestellt. Vor allem Greiftrupps des Bundesgrenzschutzes hätten gewaltfreie Castor- Gegner brutal behandelt, verprügelt, auch gewürgt, anschließend gefesselt und festgenommen. Jürgen Voges
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