: Ein Reisepaß für jedes Steak
■ Bundesernährungsminiser Borchert will in der EU „sehr schnell“ einen Herkunftsnachweis für Fleisch durchsetzen
Bonn (dpa) – Mit einem gesetzlich verankerten EU-weiten Herkunftsnachweis für Fleisch soll das durch die aktuelle BSE-Krise erschütterte Vertrauen der Verbraucher zurückgewonnen werden. Er gehe davon aus, daß auf EU- Ebene nun rasch eine Regelung verabschiedet werde, erklärte Bundesernährungsminister Jochen Borchert (CDU) gestern. Sie sei auf dem Weg, nachdem der Agrarrat dafür einen Grundsatzbeschluß gefaßt habe, sagte Borchert. „Ich denke, das kann jetzt sehr schnell gehen.“ Für die Einführung eines solchen Herkunftsnachweises sammelte der Deutsche Landfrauenverband (DLV) bereits vor der BSE-Entwicklung bundesweit rund 80.000 Unterschriften, die DLV-Präsidentin Hedwig Keppelhoff-Wiechert an Borchert übergab.
„Wenn nicht in Kürze der Herkunftsnachweis von Fleisch EU- weit eingeführt wird, wird der Rindfleischmarkt völlig zusammenbrechen“, betonte sie. Zwar seien regionale Nachweise und Gütesiegel eingeführt worden. Doch nur wenige Verbraucher könnten bei einem Direktvermarkter einkaufen, der die Herkunft der Tiere kenne.
Seit langem habe er sich für einen EU-Herkunftsnachweis eingesetzt, wie er bereits für Gemüse gelte, sagte Borchert: mit einer sicht- und lesbaren Kennzeichnung. Gleichzeitig müßten in Deutschland die Bemühungen verstärkt werden, ein kontrolliertes Markenfleischprogramm aufzubauen. Dazu gehöre auch der Verzicht auf verbotene Futtermittel.
Bisher war eine nationale Herkunftskennzeichnung auf EU- Ebene nicht zulässig. Beispielweise konnte die Bundesrepublik von Exporteuren anderer EU- Länder keine Nachweise verlangen. Bei einer gesetzlichen Kennzeichnung gäbe es auch für den Staat Kontroll- und Strafmöglichkeiten. Die bisherigen Herkunftsnachweise für deutsches Fleisch basierten auf freiwilligen Vereinbarungen ohne staatliche Sanktionsmöglichkeiten.
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