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Lupen, Loks und Ökokippen

Seine Bullenbildchen haben Gerhard Seyfried (48) berühmt gemacht, jahrelang wurde der „Szeneliebling“ (taz) als Staatsfeind der Extraklasse verfolgt und immer wieder verhaftet. Neulich hat der Anarcho das erste Mal im Leben bei der Polizei angerufen: So empört war der Autohasser, als „eine Bonzenschleuder mit 80 Sachen durch eine verkehrsberuhigte Spielstraße gebrettert ist“. Sogar zu einer richtigen Anzeige hat er sich durchgerungen – vergebens: Die rasenden Schlawiner hatten gefälschte Nummernschilder.

Mit Autoritäten hat der Comickünstler schon ganz früh schlechte Erfahrungen gemacht. Als 12jähriger flog er von einer Münchner Oberschule – weil er gedankenverloren die Konturen einer nackten Frau auf ein Heft gekritzelt hatte: „Gerade mal zwei Zentimeter groß war die.“

Bei den kleinen Formaten und dem filigranen Strich ist es geblieben. Seyfried zeichnet seine oft wuseligen und detailreichen Comics im Maßstab 1:1, manchmal müssen sie zum Drucken sogar vergrößert werden.

Gebeugt hängt er über dem Tisch in seiner Berliner Wohnung, mit dem Gesicht ganz nah über dem Papier, denn der Zeichner hat, wie er selbst sagt, „einen Lupenblick“. Den braucht er auch. Wenn ihm beim Malen gerade nichts einfällt, geht er die zwei Schritte zur Hobbyecke. Dort sind, penibel wie chirurgisches Operationsbesteck, Werkzeuge zur Millimeterarbeit aufgereiht. Seyfried seziert damit Modelleisenbahnen – sie sollen aussehen wie die originalen Unikate: mit aufgesprühtem Rost, eingeätzten Nummern, beweglichen Puffern.

Dabei qualmt er und ärgert sich, daß er mit jedem Zug „80 Chemikalien“ inhaliert. Aus den USA hat er sich teure Ökokippen kommen lassen. Die letzte Lieferung hat der Zoll nicht nur beschlagnahmt (Strafe: 400 Mark), sondern mit einer Kreissäge mittendurch geschnitten: „Solche Arschlöcher, 'ne Bombe hätte drin sein können.“

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