piwik no script img

Die Abstraktion der Wildnis

■ Abaton: Eine Filmreihe spürt der Naturwahrnehmung nach

Im Fernsehen findet momentan die Renaissance eines Phänomens statt, das nach Walt Disney schon abgehakt schien: der Tierfilm ist wieder da, und zwar so präsent und mit so viel Aufmerksamkeit bedacht, daß schon die Reaktion etwas über das Publikum – uns – sagt. Doch die Wahrnehmung von Natur im Kino ist älter als die unmittelbaren Verlustängste der 90er. Wenn King Kong in den frühen 30er Jahren um sich greift, dann verkörpert er die Schrecken einer nicht beherrschbaren Kraft, die letztlich aber nur untertan gemacht oder beseitigt wird.

Der Tatsache, daß die Ambivalenz der Natur als Bereich des Schönen einerseits und als Reich von Fressen und Gefressenwerden andererseits in Folge des drohenden Verlusts jedes natürlichen Gleichgewichts nebensächlich wird, widmet sich die Reihe Natur – Faszination und Schrecken.

Ein breites Filmspektrum zeigt bis zum 25. Mai die Ambivalenz: Die bild- und klangsymphonische Naturorgie Koyaanisqatsi zeigt ebenso wie Faszination Natur – Die schönsten Landschaften der Erde des Münchner Gogol Lobmayrs eher einen Gesamteindruck dessen, was es zu retten gilt, als ein Bild des Status quo. Neben seiner Spielfilmhandlung um menschliche Besessenheit erbringt auch Luc Bessons Im Rausch der Tiefe ganz Ähnliches in Unterwasserbildern großer Schönheit.

Die eher dunkle Seite vertritt nicht nur der Riesenaffe im Klassiker von 1933 mit seinen faszinierenden Dekors labyrinthischen Urwalds und einer nicht weniger labyrinthischen Stadt. Auch Werner Herzogs Fitzcarraldo von 1981 stellt den kleinen Menschen vor die große Natur, und in eine Abenteuergeschichte um die Errichtung eines Opernhauses mitten im Urwald Südamerikas. Der aktuelle Film Twelve Monkeys zeigt eine Variante der Tierwelt, die sich das vom Menschen Gestohlene zurückholt.

Didaktisch und filmisch interessant funktioniert der einzige Kinderfilm im Programm überzeugend: Ferngully – Christa und Zaks Abenteuer im Regenwald (1992), in dem ein kleingeschrumpfter Waldarbeiter den Bewohnern des letzten intakten Regenwalds gegen die Bedrohung durch die Menschen beisteht. Thomas Plaichinger

Heute, 20 Uhr, „Faszination Natur“, Regisseur ist anwesend

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen