Kommentar: Bildungs-Wende
■ CDU-Geld drückt SPD an die Wand
Geradezu verzweifelt ist die FDP in den Jahren der Ampel-Koalition gegen die traditierte SPD-Schulpolitik angerannt, und was dabei herauskam, war ein fauler Kompromiß. Fast genauso verzweifelt hatte die CDU in den Koalitionsverhandlungen eine Korrektur verlangt. Nun hat der Kollege Sparzwang die Chance gegeben, von außen in die SPD-Bastion hineinzuregieren: Die Lawine, die da losgetreten wurde, wird die alten Schulreform-Reste aus den 70er Jahren unter sich begraben.
Eine Gesamtschule, die nicht bis zum Abitur führt, ist grober Unfug – sie muß zur zweiten Wahl werden. Schon lange haben die aktiven Sozialdemokraten aus der ganzen Stadt ihre Kinder aus der GSW abgemeldet, ohne daß die Partei sich schulpolitisch die Konsequenzen zugetraut hat. Nun stirbt die GSW an der aus Kostengründen verordneten Baupause von zwei Jahren.
Ähnlich Schiffbruch erlitten hat die SPD-Reform mit der Zerstückelung der vertikalen Schullaufbahn in Stufen-Zentren: Wo Eltern die Wahl hatten, entschieden sie sich für die durchgängigen Bildungsgänge. Die SPD versuchte zu verhindern, daß die Eltern in allen Stadtteilen die freie Wahl haben. Mit Argumenten war der SPD-Beton in der Bildungspolitik nicht zu erweichen. Nun haben niedere Motive gefruchtet: Die Bildungssenatorin mußte klein beigeben, um Geld aus dem Wirtschaftsressort zu bekommen. Klaus Wolschner
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