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Die Verfolgung von Ogoni geht weiter: Ken Saro-Wiwas Eltern verhaftet, Flüchtlinge in Benin fürchten um ihr Leben

Ein knappes halbes Jahr nach der Hinrichtung des Schriftstellers Ken Saro-Wiwa zusammen mit acht weiteren Aktivisten des nigerianischen Ogoni-Volkes bleibt die Lage im Ogoni-Land extrem gespannt. Der Besuch einer UN- Delegation am 8. April bot der Regierung vorab Anlaß für Verhaftungen von Ogoni-Aktivisten und Mitgliedern prominenter Ogoni- Familien. So wurden Ken Saro- Wiwas Eltern – sein Vater ist 91 Jahre alt – wenige Tage vor dem UN-Besuch in ihrem Heimatdorf Bane von Soldaten in einen Militärlastwagen geladen und sind seitdem verschwunden. Die Ogoni-Bewegung „Mosop“ appellierte daraufhin an das UN-Team, das Ogoni-Land nicht zu besuchen. Als das erfolglos blieb, rief „Mosop“ die Ogoni auf, „im Interesse ihres Lebens und ihrer Sicherheit“ vom UN-Team fernzubleiben. Nach Angaben des Mosop- Führers Ledum Mitee hatte der Militärkommandant der Region ihn vorher mit dem Tode bedroht, „falls ein einziger Ogoni am Tage des Besuches auf der Straße auftaucht“. Etwa 800 Ogoni sind mittlerweile auf Schleichwegen nach Benin geflohen. Auch in Benin fühlen sie sich jedoch nicht sicher. In einem Brief an das UNHCR vom 7. April beklagen die Ogoni- Flüchtlinge, daß „nigerianische Sicherheitsagenten uns täglich jagen und töten“. Dies werde erleichtert durch die guten Beziehungen zwischen Nigerias Regierung und der neuen Regierung von Benin unter dem Exdiktator Mathieu Kérékou. Nach einem Bericht der nigerianischen Wochenzeitung The News werden immer wieder Ogoni-Jugendliche beim Versuch, die offiziell geschlossene Grenze nach Benin zu überqueren, in Militärhaft genommen. Was danach mit ihnen passiert, ist nicht bekannt. Große Aufregung unter den Ogoni erregen in diesem Zusammenhang Berichte über ein Massengrab am Stadtrand von Lagos, in dem Anfang April über 100 offenbar frische Leichen gefunden wurden. D.J.

Am Dienstag, 23. 4., um 19 Uhr berichtet Lazarus Tamana, Führer der „Ogoni Community Association“ in London, im Berliner Haus der Kulturen der Welt über die Lage im Ogoni-Gebiet.

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