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Staatsanwaltschaft besuchte die Beletage

■ Durchsuchungen im Airport Center am Flughafen Tegel: Verdacht auf Untreue im großen Stil bei Immobilienfonds

Die Staatsanwaltschaft ist einem schweren Fall von Untreue gegenüber Anlegern von Immobilienfonds auf der Spur. Der Wirtschaftsstaatsanwalt ermittelt gegen die Immobilienfirmen-Gruppe „Beletage“ des Immobilienunternehmers Peter Braun. Im Zuge dieser Ermittlungen durchsuchten Beamte von Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch die Geschäftsräume der Firma, eine Filiale der Commerzbank und die Privaträume von Geschäftsführern der Braun-Gruppe. Das bestätigte Justizsprecher Rüdiger Reiff gestern auf Anfrage.

Die Ermittler hatten gegen Mitarbeiter des Immobilienunternehmens ein Verfahren eingeleitet, nachdem private Anleger gegen Brauns Firma Anzeigen erstattet hatten. Bei den Durchsuchungen in der Immobilienfirma „Beletage“ im Tegeler Airport Center, einem Geschäftshaus am Flughafen, wurden ebenso Akten beschlagnahmt wie in den Wohnungen der Geschäftsführer der Braun-Gruppe und in einer Filiale der Commerzbank. Bei der Bank seien Papiere über Konten und Zahlungsflüsse der Immobilienfirmengruppe sichergestellt worden, so Reiff. Die Durchsuchten seien extrem kooperativ gewesen, betonte der Justizsprecher.

Nun haben die Ermittler mehrere Umzugskartons mit Beweismaterial zu sichten. Im Zusammenhang mit dem Bau des Airport Centers hatte die „Beletage, Gesellschaft für die Betreuung und Vorbereitung von Bauvorhaben mbH“, fünf Immobilienfonds aufgelegt. Der Verdacht der Ermittlungsbehörden: Aus diesen Fonds soll die Firma Geld abgezogen haben, um andere Fonds wieder flüssigzumachen. Das erfülle den Tatbestand der Untreue, so Reiff.

Gründer der „Beletage“ ist Peter Braun. Er gehörte zur Abschreibungsgesellschaft Vogel/ Braun-Gruppe, die in den achtziger Jahren unter dem Namen „Wohnbau-Design“ bei Hausbesetzern zu einem häufig kritisierten Bauunternehmen wurde. Das Immobilienimperium hatte sich später zur Bellevue-Gruppe mit über 200 Häusern umformiert.

Braun wurde 1985 wegen Steuerschulden zu drei Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt und verkaufte seine Firmenanteile. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis 1987 gründete er die „Beletage“, ein Firmennetz, in dem Braun selbst Besitzer einzelner Kommanditgesellschaften und Geschäftsführer verschiedener GmbHs wurde. Die „Beletage“ bekam schon einmal Besuch von der Staatsanwaltschaft: 1990 suchten die Beamten Beweise für Zweckentfremdung und Leerstand einer Gründerzeitvilla.

Eine Geschäftsführerin der „Beletage“, Steinborn, lehnte es ab, die Vorkommnisse zu kommentieren oder zu bestätigen. Der Anwalt der Immobilienfirma war nicht zu erreichen. Auch die Commerzbank nahm zur Durchsuchung ihrer Filiale offiziell keine Stellung. Mit einem Ergebnis ihrer Durchsuchungen rechnet die Staatsanwaltschaft in einigen Monaten. Torsten Teichmann

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