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Die Teflon-Monarchin ist 70 Von Ralf Sotscheck

Ganz schön mieser Job, aber eine muß ihn ja machen. Gestern ist sie 70 geworden: Lillibet II., wie die Queen von ihrem Ehemann genannt wird. Wie nicht anders zu erwarten, kamen die Speichellecker aus allen Richtungen angekrochen. Nur der Guardian tanzte aus der Reihe: „Dieser Haufen? Brauchen wir die? Haben wir diese Familie etwa auf dem Hals, bis sie in Massen abdanken oder der Pöbel den Buckingham-Palast stürmt?“

So weit ist es freilich noch lange nicht. Im Gegensatz zum Rest der Familie ist ihr Ruf noch nicht ruiniert. Dabei ist sie so einfühlsam wie ein Pitbull-Terrier. „Sie ahnen gar nicht, wieviel Arbeit es macht, einen privaten Golfplatz in Schuß zu halten“, waren ihre ersten Worte zu ihrem Tischnachbarn beim Lunch im Buckingham-Palast. Diese opulenten Mahlzeiten sollen eigentlich dazu dienen, sie ein wenig mit normalen Menschen vertraut zu machen. Aber welcher normale Mensch interessiert sich schon für eine starrsinnige Alte mit Trivialwortschatz, die in der Vergangenheit lebt? Ihre Untertanen auf Barbados jedenfalls nicht mehr. Als sie dort frei in der Menge herumlief, pickte sie die wenigen Weißen zum Händeschütteln heraus und ignorierte die Schwarzen. Na ja, wer weiß, wo die ihre Hände vorher hatten.

Nicht nur als Monarchin, sondern auch als Mutter ist sie eine Niete. Ihren Kindern gegenüber hat sie sich nie zu einer Gefühlsregung hinreißen lassen. Nach einer ausgedehnten Commonwealth- Rundreise begrüßte sie den winzigen Prinz Charles mit Handschlag. Heute ist das Verhältnis noch abgekühlter. Immer wenn Charles sich die königliche Eisenbahn ausborgen will, erfindet seine Mutter flugs eine Ausrede, petzte ein Berater des ewigen Thronfolgers.

Kein Wunder, daß in dieser verkorksten Familie die Ehen serienmäßig scheitern. Vorige Woche hat nun auch der Scheidungsprozeß zwischen Fergie und Prinz Andrew begonnen. „Aber wir bleiben die bestesten Freunde“, versicherte Fergie und bewies damit, daß sie zumindest sprachlich gut zum Windsor-Clan paßt. Daß ihr „Finanzberater“ an ihrem Zeh nuckeln durfte, verletzte allerdings die königlichen Etikette. Die Kwien rächte sich: Fergie muß künftig mit 500.000 Pfund im Jahr auskommen. Das schafft sie nie. Aber Elizabeth muß eben auch sparen, nachdem das Volk den Wiederaufbau ihres abgebrannten Schlosses nicht bezahlt will. Dabei zahlt sie doch seit ein paar Jahren Steuern, wenn auch nur auf einen Bruchteil ihres Einkommens.

Die eine geht, die andere kommt. Es ist erstaunlich, daß sich schon wieder jemand anschickt, in dieses Horrorhaus einzuheiraten. Prinz Edward, der Jüngste, hat sich im Februar mit Sophie Rhys-Jones verlobt. Diesmal will man die Fehler der Vergangenheit vermeiden. Rhys-Jones soll einen Berater bekommen, der mit ihr den königlichen Knigge büffelt. Ein paar Dinge hat sie schon gelernt: Sie zieht sich ständig um, steht immer zwei Schritte hinter ihrem künftigen Ehemann und redet mit der Schwiegermutter in spe nur, wenn sie angesprochen wird.

Wenn sie sich bei der „Teflon- Monarchin“ – laut Guardian bleibt der Schlamm, mit dem ihre Familie beworfen wird, an Lillibet nicht kleben – einschmeicheln will, sollte sie sich darüber informieren, wie man einen privaten Golfplatz in Schuß hält.

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