: „Sieg Heil“ im Polizeifunk
■ Rechtsextremistische Aktivitäten zum „Geburtstag des Führers“
Die Beamten glaubten ihren Ohren nicht zu trauen. Über einen Funkkanal der Polizeidirektion Mitte konnten sie am Samstag abend rechtsextremistische Parolen vernehmen. Kurz vor 22 Uhr wünschte ein Unbekannter „allen guten deutschen Polizeibeamten zum Geburtstag des Führers ein dreifaches Sieg Heil“. Weitere fremdenfeindliche und rechtsradikale Sprüche gingen kurz nach 22 Uhr und gegen 22.40 Uhr über den Äther. Zwar wurde ein Funkpeilwagen informiert, doch die Rechtsaußen-Botschaften waren zu kurz, um den Absender zu orten.
„Theoretisch ist es für jeden Amateurfunker möglich, auf die Polizeifrequenz zu gelangen“, weiß etwa Polizeisprecher Wolfgang Ketels. Doch so etwas komme „ganz selten vor“. So ermitteln die Staatsschutzabteilung und das Dezernat Interne Ermittlungen (DIE) zur Zeit „in beide Richtungen“ nach dem Täter: innerhalb und außerhalb des Polizeiapparates.
Ermittelt wird dabei wegen Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verbotener Organisationen. Einziger Anhaltspunkt: Die Rechts-Parolen wurden von der Funkaufzeichnungszentrale mitgeschnitten, Kopien der Bänder liegen den Ermittlern vor.
Zu einem weiteren Vorfall kam es bereits in der Nacht zum 20. April in Tostedt (Nordheide). Dort warfen rund 40 Jugendliche aus der ultrarechten Szene Flaschen und Steine auf die BesucherInnen eines im Jugendzentrum (JuZ) stattfindenden Rock-gegen-Rechts-Konzerts. Die Skinheads und Neonazis, die Slogans wie „Bambule, Randale, wir sind Rechtsradikale“ skandierten, konnten jedoch vertrieben werden, ohne daß es Verletzte gab. In Handeloh, 15 Kilometer von dem angegriffenen Jugendzentrum entfernt, gibt es einen von mehreren Streetworkern betreuten Treff für rechtsgesinnte Jugendliche, der nach Einschätzung des JuZ-Jugendrates der „Rekrutierung von Jugendlichen durch Neonazis“ dient. Marco Carini
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