Wahlen fürs Deichamt

■ Rund 50 Bezirke wählen ihre Deichschützer im Mai und Juni / Hohe Wahlbeteiligung wird erwartet

„Seit 1986 ist Deichschutz am rechten Weserufer keine Geheimsache mehr. Damals haben wir von der Naturschutzliste die Macht rechts der Weser übernommen“, lacht Gerold Janssen. Der heutige Naturschutzwart war der erste Deichhauptmann, der über die damals neue Naturschutzliste ins Amt kam. Sein Nachfolger Wolfgang Golasowski will demnächst zur Wiederwahl antreten – doch vorher muß die Wahlwerbetrommel gerührt werden.

Erstmals in diesem Jahr werden die ehrenamtlichen Mitglieder für das Deichamt Rechts der Weser per Briefwahl gewählt; jede GrundstückseigentümerIn ist wahlberechtigt, die Wahlaufforderung kommt per Post. Das könnte die bisherigen Stimmverhältnisse verschieben: Im zweiten Bremer Deichverband, dem Verband Links der Weser, hatte sich die Wahlbeteiligung mit der Umstellung auf die Briefwahl vor fünf Jahren auf 30 Prozent verzehnfacht. Zur Wahl stehe immer „ein Gemischtwarenladen“ aus Privatpersonen und PolitikerInnen, heißt es dort.

„Wir begrüßen eine breite Wahlbeteiligung“, sagt „rechtes“ Deichamts-Mitglied Michael Schirmer. Schließlich zahlten auch alle für den Deicherhalt: Ein Promill des Einheitswertes eines Grundstückes wird zwangsweise als Deichbeitrag abgeführt. Eine breite Wahlbeteiligung führe dazu, daß die speziellen Interessen der ehemals ausschlaggebenden Landwirte weniger berücksichtigt würden, schätzt Gewässerexperte Schirmer. Für die Ökologie sei das von Nutzen. Denn die Landwirte innerhalb der Deiche von Lesum, Weser, Wümme und niedersächsischer Landesgrenze wollten beispielsweise feuchte Wiesen im Sommer und trockene im Winter – ganz im Gegensatz zur Natur, deren trockengelegte Nischen im Winter erfrieren. „Trotzdem mißachten wir die Interessen der Landwirte nicht“, sagt Deichhauptmann Golasowski. Schließlich sei er das letzte Mal mit deren Stimmen gewählt worden.

„Ökologische Meisterleistungen“ hat das Naturschutzbündnis in den letzten zehn Jahren nur bedingt vollbracht. Zur Senkung der allgemeinen Deichbeiträge führte ein Gerichtsurteil, das die BesitzerInnen öffentlicher Liegenschaften wie Post und Kirchen an den Kosten für Deichbau und Entwässerung beteiligt sehen wollte. Allerdings: mit der elektronischen Wasserstandsüberwachung der rund 600 Kilometer langen Gewässer ist der rechte Deichverband allen anderen Verbänden „um fünf Jahre voraus“. Auch die Windkraft-Stromversorgung des Betriebshofes, von wo aus 45 MitarbeiterInnen für die Deichpflege ausgesandt werden, sei vorbildlich.

Insgesamt loben auch Kollegen vom anderen Weserufer die Arbeit der Natur- und Deichschützer. „Da lag allerhand im argen, bevor die Naturschützer kamen“, erklärt der „linke“ Deichhauptmann Tölke Borchers. Golasowski und Schirmer selber sagen: „Wir arbeiten einfach gut und günstig.“ Ökologische Deichgestaltung habe nämlich auch für den Menschen Vorteile: „Dadurch sparen wir hohe Ausgaben für den technischen Ausbau von Deichanlagen.“ ede

Wahlen für das Deichamt rechts der Weser finden im Juni statt; links der Weser wird schon am 10. Mai gewählt.