: Effiziente Drogenhilfe
■ Kosten-Nutzen-Analyse auf dem 19. Bundes-Drogen-Kongreß in Bremen
Bremen (taz) – Monitoring, Controlling, Finanzsteuerung – ein neues Vokabular hat sich in die bundesdeutsche Drogenhilfe geschlichen. Im Alter von gut zwanzig Jahren soll sie nun auf den Prüfstand der Marktwirtschaft gestellt werden. Hamburgs Drogenbeauftragter Horst Bossong forderte unlängst mehr Effizienz, Transparenz und Modernisierung – beim 19. Bundes-Drogen-Kongreß, der zur Zeit in Bremen stattfindet, wird nun heftig darüber diskutiert.
So manches Mitglied des Fachverbandes und Kongreßveranstalters „Drogen und Rauschmittel e.V.“ fühlt sich von Bossongs Vorstoß überfahren und brüskiert. Doch das Thema ist eigentlich ein altes: Bereits 1978 wurde zum ersten Mal in Fachkreisen leise nach „Mindestkriterien“ in der Drogenhilfe gefragt. Doch damals herrschten noch die fetten Zuschußjahre. Man scheute die Festschreibung von Behandlungsplänen und setzte statt dessen auf niedrigschwellige, flexible Angebote. Immer speziellere Projekte waren die Folge. Bund, Länder, Kommunen und auch die Drogenhilfe selbst verloren den Überblick.
Nach einer „Wirkung“ des verplanten Geldes – in diesem Jahr 50 Millionen Mark bundesweit – wurde kaum gefragt. Doch spätestens mit den kommenden Sparhaushalten steht nun eine Reform an.
In Berlin bestimmt die Abwicklung von Einrichtungen schon seit 1992 den Alltag der Drogenhilfe. Kürzungen von 10 bis 15 Prozent pro Jahr sind die Regel. Nordrhein-Westfalen geht dagegen den „sanften Weg“, meint Wolfgang Rometsch, Fachverbandsleiter in Münster. Das buchhalterische Abarbeiten der Zuschüsse sei dort vorbei, Qualitätsstandards würden erstmals vorsichtig definiert.
Der bundesdeutsche Fachverband der Drogenhilfe setzt auf „Vernetzung und Kooperation“. Doch beim Bundes-Drogen-Kongreß stehen Bossongs Forderungen nach Privatisierung im Vordergrund. Der Hamburger Drogenbeauftragte will in drei Jahren das Zuschuß- in ein Entgeltsystem umwandeln. Erste Rahmenverträge mit Drogenhilfe-Trägern wurden abgeschlossen. Die Hamburger sind eingestiegen.
Jochen Zenker, Leiter des Bremer Gesundheitsamtes und lautester Gegner Bossongs, hält dagegen, die Idee breite sich in den Verwaltungen aus „wie ein Flächenbrand“. Auch er müsse nun sämtliche Angebote der Drogenhilfe, deren Annahme und die Kosten dokumentieren. Zenkers Forderung: „Die Drogenhilfe ist aber nicht die Müllabfuhr oder die Stadtbibliothek, wir dürfen den Anspruch auf die Komplexität unserer Dienstleistungen nicht aufgeben.“ Silvia Plahl
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