Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine

12 Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt

Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um dort den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier so viele irrsinnige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen futuristischen Thriller? (hip) Schauburg, UT-Kino, Wall- und Ziegelhof-Kinos (OL)

Die 120 Tage von Sodom Italien 1975, R: Pier Paolo Pasolini, D: Paolo Bonicelli, Giorgio Cataldi

„Pasolins letzter Film vor seiner brutalen Ermordung mag heute wie eine gespenstische Prophetie seines eigenen Todes erscheinen, aber er ist dennoch unbestreitbar ein durch und durch anrüchiges Werk. Pasoli versetzte De Sades Geschichte in Mussolinis faschistische Republik von 1944 und zeigt mit einem mitleidslosen Blick die systematische Demütigung und Folter von schönen, jungen Knaben und Mädchen, die von sadistischen Angehörigen der höheren Klassen in eine feudale Villa getrieben wurden. Nach Aussagen des Regisseurs ist die Geschichte als eine Metapher für den Faschismus gedacht, aber die abscheulichen Exzesse, die auf der Leinwand zu sehen sind (das Essen von Exkrementen und Vergewaltigungen eingeschloßen), sowie die Tatsache, daß die Opfer eher willfährig als mit Widerstand ihre Qualen ertragen, weisen auf unreinere Motive für das Machen dieses Filmes hin. Es ist SEHR anstrengend, die 117 Minuten des Films durchzustehen, und er bietet keinerlei neue Einsichten über Macht, Politik, Geschichte oder Sexualität. Widerlich !“ (Time Out) Kino 46

Angel Baby Australien 1995, R: Michael Rymer, D: John Lynch, Jacqueline McKensie

„In seinem Film gehen es um „die Macht der Liebe“, sagt Regisseur Michael Rymer über seinen Erstling, der im letzten Jahr die „Australischen Film Institute Awards“ in allen klassischen Disziplinen abräumen konnte. Diese klischeehafte Etikettierung ist etwas irreführend, den die glänzenden Hauptdarsteller heben diese Geschichte einer verzweifelten Lieben weit über ein herkömmliches Gefühlsdrama hinaus. „Normalität“ als Ausnahmezustand, der Versuch, ein selbstbestimmtes Leben zu beginnen, als Schritt an den Rand des Abgrunds: „Angel Baby“ schildert die labilen Gemütslagen und die mühsam erkämpften Gleichgewichtszustände im Seelenleben sowie in der Beziehung von Kate und Harry in subtilen poetischen Bildern.“ (epd-Film) Cinema

A Streetcar Named Desire USA 1951, R: Elia Kazan, D: Marlon Brando, Vivien Leigh, Karl Malden /Originalfassung mit Untertiteln

„Vivien Leigh gibt eine von den ganz seltenen Vorstellungen, von denen man wirklich sagen kann, daß sie zugleich Mitleid und Abscheu erzeugen. Als Blache DuBois sieht sie aus und agiert wie eine zerbrochen Porzellanpuppe. Niemand seit der jungen Lilian Gish konnte hoffnungslose, feminine Schwäche so gut ausdrücken. Shakespeare mußte eine Frau wie sie im Sinn gehabt haben, als er Ophelia erschuf. Blaches flehender Ausruf „Ich will keine Wirklichkeit, ich will Magie !“ ist das Zentrum von „Endstation Sehnsucht“. Wenn Marlon Brando, als der Realist Stanley Kowalski, sich durch ihren Dünkel nicht beeindrucken läßt und auf ihre Neckereien mit einem sexuellem Angriff reagiert, zerbricht das System aus Illusionen, daß sie zusammenhält, und er entpuppt sich als ein Mann ohne Mitgefühl - zugleich ein Kind und ein Scheusal. Elia Kazans Regie ist oft nur verfilmtes Theater, die Szenen und Arrangements der Schauspieler sind manchmal zu offensichtlich „sorgfältig konstruiert“, aber wen stört das, wenn er zwei der größten schauspielerischen Leistungen erlebt, die je im Kino zu sehen waren und einige der besten Dialoge hört, die ein Amerikaner geschrieben hat ?“ (Pauline Kael) Kino 46

Auge um Auge USA 1995, R: John Schlesinger, D: Sally Field, Kiefer Sutherland, Ed Harris

„Übers Autotelefon muß Karen McCann den Mord an ihrer Tochter mitanhören. Als der eindeutig überführte Täter wegen eines Verfahrensfehlers auf freien Fuß gesetzt wird und eine weiter Frau umbringt, sinnt Karen nur noch auf Rache. Schlesingers „Eine Frau sieht rot“-Variante leidet nicht nur unter dem Look eines TV-Movies, sondern auch darunter, daß sie offen Selbstjustiz propagiert - nur um es schließlich an der nötigen Konsequenz mangeln zu lassen, die den Zuschauer zwänge, eindeutig Stellung zu beziehen.“ (tip) UFA-Palast

Blue In the FaceUSA 1995,R: Wayne Wang, Paul Auster, D: Harvey Keitel, Lou Reed, Madonna

„Der Begleitfilm zu „Smoke“. In Augie Wrens Tabakladen in Brooklyn geben sich Freunde und Bekannte die Klinke in die Hand. Unter Volldampf entwickeln die Schauspieler und ihre vielen Gaststars eine Spielfreud sondergleichen. Ein Geniestreich, ein irrsinnig komischer Film und die schönste denkbare Liebeserklärung an Brooklyn.“ (tip) Modernes

Braveheart USA 1995, R: Mel Gibson, D: Mel Gibson, Sophie Marceau

„Gibsons brillante Idee ist es, die epischen Qualitäten des Stoffes voll auszuspielen (tragische Romanze, übermenschlicher Heldenmut, verschwenderische Aufnahmen und Tausende von Statisten) und all dem einen schwungvollen, zeitgenössischen Kick zu geben. So ist „Braveheart“ auch ein explosiver Actionfilm. Man sollte ihn gar nicht erst mit dem farblosen „Rob Roy“ vergleichen, sondern mit „Stirb Langsam“. (New York Times) Ufa-Stern

Casino USA 1995, R: Martin Scorsese, D: Robert De Niro, Sharon Stone

„Während er die mit viel Gewalt angefüllte Geschichte von zwei guten Freunden und der Frau, die sie auseinanderbringt, erzählt, hat Scorsese offenbar keine neue Einsichten in die amoralische Lebensweise seiner Protagonisten gefunden. Statt die Themen des Films expressiv zu verschmelzen, lenkt sein cineastisches Feuerwerk uns hier nur von dem Vakuum ab, das sich im Kern des Films auftut.“ (Worldpremiere)Originalfassung im UFA-Palast

Charlie & Louise Deutschland 1993, R: Joseph Vilsmaier, D: Fritzi und Florianne Eichhorn

Neuverfilmung des Erich Kästner-Romans „Das doppelte Lottchen“. „Weil Vilsmaier, wie Kästner, die beiden Kinder in den Mittelpunkt des Films stellt und keinen transvestierenden Vater, ist der Film nicht nur schöner, sondern auch ehrlicher als „Mrs. Doubtfire“. Ob der Zuschauer sie nun teilen mag oder nicht - Vilsmaier kann Gefühle filmen.“ (tip) Atlantis

Chungking Express Hongkong 1994, R: Wong Kar-Wai, D: Brigitte Lin Chjing, Tony Leung, Faye Wang

„Wong Kar-Wais Film erzählt zwei nur lose miteinander verknüpfte Geschichten - beide über liebeskranke Polizisten, die sich mit Frauen einlassen, die nicht gut für sie sind. So waren früher einmal die Filme von Godard: schnell, aus der Hand gefilmt, witzig und sehr, sehr hip. In diesem Jahr der schönste Besuch im Heartbreak Hotel.“ (Time Out) Atlantis

City Hall USA 1995, R: Harold Becker, D: Al Pacino, John Cusack, Bridget Fonda

„Ein Mord auf offener Straße ist der Ausgangspunkt für diesen faszinierenden Film über das politische Alltagsgeschäft in der brodelnden Metropole New York. Wenn Al Pacino, der den Bürgermeister spielt, tatsächlich kandidieren würde - er würde gewählt. Regisseur Becker schildert das Politbusineß authentisch. Man glaubt den Schauspielern und man glaubt jeden Satz, den sie sprechen. Auch das illusiorische Ende kann diesem Film nichts von seiner Wirkung nehmen.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast

Clerks USA 1994, R: Kevin Smith, D: Brian O'Halloran, Jeff Anderson

“Clerks“ ist ganz im tristen Hier und Jetzt mit der Beobachtung kleinstädischer Realität beschäftigt, auch wenn diese, wie man so schön sagt, parodistisch überzeichnet wird. Das riecht nach Authentizität und endet in sympathischem Dilettantismus. Für diesen Film, der einen Großteil seiner Faszination aus der unsauberen Oberfläche und der rüden Eleganz der Darstellung zieht, gilt der erste Kommentar von Smiths Mutter:“Für diesen Müll hast du an die 27000 Dollar ausgegeben ?“ (taz) Cinema

Confessionnal Kanada/Großbritannien/Frankreich 1994, R: Robert Lepage, D: Lothaire Bluteau, Patrick Goyette

„Mit unglaublichem Formbewußtsein verknüpft Lepage eine fünf Jahrzehnte zurückliegende Familiengeschichte um ein Beichtgeheimis, die Identitätssuche zweir Brüder im heutigen Quebec und Motive aus Alfred Hitchcocks „I Confess“. Durch ein ausgefeiltes Spiel der Motive springt er vom stickigen Katholizismus der 50er Jahre mit seinen Messen und Beichtstühlen in die Schwulensaunen und Stripteaselokale der modernen Großstadt. Schwerelos surft der kanadische Regisseur über Zeiten und Symbole, überwindet ein halbes Jahrhundert mit einer einzigen Kamerafahrt.“ (tip) Cinema

Dead Man Walking USA 1995, R: Tim Robbins, D: Susan Saradon, Sean Penn

Über weite Passagen wirkt der Film wie ein intimes Zweipersonenstück, in dem Sarandon und Penn ihre Rollen so tief ausloten, daß dabei viel mehr spürbar wird als nur der so gerne und oft bemühte Antagonismus zwischen der Heiligen und dem Monster. Auch hier verweigert uns Robbins die einfachen Antworten. (hip) Schauburg, UT-Kino und Casablanca (OL) und Apollo (WHV)

Dolores USA 1995, R: Taylor Hackford, D: Kathy Bates, Jennifer Jason Leigh

„Die Vorlage des Films, verfaßt von Stephen King, besteht aus einem Endlos-Monolog der barschen Haushälterin Dolores, die verdächtigt wird, ihre tyrannische Chefin umgebracht zu haben. Um diese Tour de Force durch ihre Erinnerungen aus Angst, Ausbeutung und Mißbrauch zu bebildern, behilft sich der Film ausgerechnet mit melodramatischem Exzeß: die Flashbacks sind bonbonfarben, der Soundtrack klingt bombastisch. Aber die Hauptdarstellerinnen Bates und Leigh wissen genau, daß das Melodram immer das einzige Genre war, das kleine, private Frauendramen zu großen, pathetischen Geschichten emporwuchtete. Die trivialliterarische Antiheldin Dolores gewinnt bei Bates, der schon ihr erster Stephen-King-Part in „Misery“ einen Oscar eingebracht hat, das Format einer antiken Rachegöttin.“ (Der Spiegel) Modernes

Dracula – Tot aber Glücklich USA 1995, R: Mel Brooks, D: Leslie Nielsen, Peter MacNicol

„Brooks kämpft zwar schon lange nicht mehr an der ersten Front der albernen Komödienmacher, aber man kann sich immer noch darauf verlassen, daß er Genre-Gags, gnadenlose Kalauer und Anspielungen über Einläufe mit verläßlich guter Stimmung abläßt. Es ist schwer, einen Film nicht zu mögen, in dem jeamnd sagt: „Jawohl, heute haben wir Nosferatu auf der Speisekarte!“. Brooks hat den immer zu Scherzen aufgelegten Leslie Nielsen angagiert, um einen bezaubernd dummen Dracula zu spielen, und so wird der Film zwangsläufig zu einer untoten Fortsetzung von „Die Nackte Kanone.“ Brooks macht auch wieder seine üblichen Scherze mit absurden Akzenten, wenn er selber einen sehr teutonischen Dr. Van Helsing spielt. Brooks und Nielsen sind hier eindeutig auf der gleiche Wellenlänge, wodurch dieser Van Helsing als Draculas Nemesis ideal paßt.“ (The New York Times) Ufa-Palast, UT-Kinocenter und Wall-Kino (OL)

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) Schauburg, UT-Kinocenter

Eins und eins macht vier USA 1995, R: Andy Tennant, D: Deborah Dean Davis, Mary-Kate u. Ashley Olsen, Kirstie Alley

„Weil sie sich zum Verwechseln ähnlich sehen, fassen die Waise Amanda und die Halbwaise Alyssa einen Plan: Für einen Tag tauschen sie die Rollen. Das brav inszenierte Märchen vom doppelten Lottchen erfreut durch die putzigen Zwillinge und die süße Kirstie Alley.“ (TV-Spielfilm) City und UT-Kinocenter

Gestohlene Herzen USA 1996, R: Bill Bennett, D: Sandra Bullock, Dennis Leary

„Roz (Sandra Bullock) findet ihren Freund Frank (Denis Leary) ganz okay, er hat nur einen Fehler: Er hat den falschen Job. Seine Nebentätigkeit als Gelegenheitsdieb bringt auf lange Sicht nicht das, was Roz vom Leben erwartet. Das Hollywood-Debüt des australischen Regisseurs Bill Bennett ist wenig einfallsreich inszeniert. Und das, obwohl Denis Leary, der Zyniker diverser MTV-Spots, am Drehbuch mitarbeitete. Allein der Sympathie-Bonus, den er und Sandra Bullock innehaben, hält den Film am Laufen.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

Guantanamera Kuba/Spanien/Deutschland 1995, R: Tomas Gutierrez Alea, Juan Carlos Tabio, D: Carlos Cruz, Mirtha Ibarra

„Es gibt Leute, die nach dem Besuch des Films „Erdbeer & Schokolade“ spontan einen Kuba-Urlaub gebucht haben, um vor Ort den sinnlichen Charm der Mangelwirtschaft auszukosten, den diese Satire auf spätsozialistische Miseren entwickelte. Für Liebhaber kubanischer Alegria warten nun Tabio und Alea mit einer köstlichen neuen Fallstudie auf. „Guantanamera“ handelt von einer Reform des planwirtschaftlich ewig unbefriedigenden Bestattungswesens: Zwecks Triebstoffersparnis sollen Leichen beim Transport von Provinz zu Provinz weitergereicht werden. Die erste Testfahrt wird aber zu einer Hindernis-Groteske, deren erotisches Potential nicht nur Nekrophile anmacht.“ (Der Spiegel) Gondel

Heat USA 1995, R: Michael Mann, D: Robert De Niro, Al Pacino

„Clever war es, „Heat“ tatsächlich als Tragödie zu inszenieren. Michael Manns Film ist das klassische Drama zweier ewig zweifelnder, fatalistischer Männer, eingebettet in einen effizient und spannend gedrehten Thriller. Die Geschichte zweier tragischer Helden, die in dem festen Glauben, die Welt würde nach den von ihnen entworfenen Regeln funktionieren, Sympathieträger und Loser zugleich sind. Zum Schluß möchte man niemanden sterben sehen, so sehr sind die Grenzen zwischen Gut und Böse ambivalent geworden, ist das Scheitern im Menschlichen in den Vordergrund gerückt. Ein großer Film.“ (taz) Ufa-Stern

Hera Linds – Das Superweib Deutschland 1995, R: Sönke Wortmann, D: Veronica Ferres, Joachim Krol

„Ein Bestsellerautor, ein Erfolgsregisseur, eine bewährte Besetzung, ein dynamischer Produzent: Was soll da schiefgehen ? Hera Linds Erfolgsroman „Das Superweib“ lieferte Sönke Wortmann und Produzent Bernd Eichinger die Vorlage für die Komödie um Franziska, die durch Zufall zur Bestsellerautorin wird. Wortmann ist sicher einer der talentiertesten deutschen Komödienmacher. Das merkt man auch dem Film an, obwohl alles ein bißchen nach Routine riecht.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, Ufa-Palast und Wall-Kino (OL)

Juliana Peru 1988, R: Gruppe Chaski

Kinderfilm über ein Mädchen, das in den Slums von Lima lebt, und sich als Junge verkleidet, um in eine Bande aufgenommen zu werden, die organisiert um Almosen bettelt. Kino 46

Kalle und die Engel Norwegen/Schweden 1993, R: Ole Björn Salvesen, D: Tom Bech Letessier, Karl Sundby

„Salvesen beschreibt einfühlsam und kindgerecht wie ein achtjähriger Junge über Traumgeschichten, die dem Vater die Gestalt eines Engels geben, den Unfalltod seiner Vaters verarbeitet. Die gestundete Zeit des Engels auf Erden läßt Kalle die Unumkehrbarkeit des menschlichen Todes erfahren.“ (epd-Film) Kino 46

Karlsson auf dem Dach Schweden 1975, R: Olle Hellbom. D: Lars Söderdahl

„Aus Einsamkeit „erfindet“ ein kleiner Junge einen fliegenden Freund, der so lange sein Spielgefährte bleibt, bis seine Eltern ihm einen Hund schenken und so einen seiner sehnlichsten Wünsche erfüllen. Trotz gewisser Unstimmigkeiten in der Logik eine schon ab 6 Jahren sehenswerte Astrid Lindgren-Verfilmung.“ (Lexikon des internationalen Kinos) Gondel

Lassies größtes Abenteuer USA 1962, R: William Beaudine, D: Jon Provost, June Lockhart

„Der kleine Farmerssohn Timmy und sein Hund Lasie machen unfreiwillig eine Ballonfahrt, landen mitten in den kanadischen Wäldern, bestehen Abenteuer und werden gerettet. Mäßig spannend, schwächer als frühere Lassie-Filme.“ (Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast

Männerpension Deutschland 1995, R: Detlev Buck, D: Detlev Buck, Til Schweiger, Heike Makatsch

„Männerpension zeugt davon, daß Buck auch anders kann. Er hat dazugelernt, ist mutiger geworden. Tauchten die guten alten Kinoklischees in seinen bisherigen Filmen allenfalls als närrische Parodien auf, so spielt er diesmal souverän damit, traut sich was. Zwecks Resozialisierung wird eine Gruppe von Knackis der Obhut alleinstehender Frauen überlassen. Das ist der Auftakt zu gleich zwei leidenschaftlichen Liebesgeschichten - die eine knistert von Erotik, die andere ist mehr was fürs Herz.“ (tip) City

Mary Reilly Großbritannien 1995, R: Stephen Frears, D: Julia Roberts, John Malkovich

„Es klang wie eine von diesen idealen Ideen, die bei Verkaufsgesprächen in Hollywood immer gut ankommen: Stephen Frears verfilmt die Schauermär von Dr.Jekyll und seiner brutalen Nacht-und Nebel-Version Mr. Hyde. Immerhin hatte Frears schon mit einem anderen Historiendrama, „Gefährliche Liebschaften“, Kasse gemacht. Schlagendstes Argument aber: Superstar Julia Roberts wollte bei Frears endlich beweisen, daß sie mehr auf Lager hat als ein Lächeln und hohe Beine. Der Film wurde gedreht, mit pretty Julia in der frisch erfundenen Titelrole der Haushälterin von Jekyll/Hyde. Das dumpfgraue, in Pseudotragik dümpelnde Werk aber, das Frears ablieferte, gefiel keinem der Hollywood-Verantwortlichen, so daß hektisch an immer neuen Happy Endings herumgefriemelt wurde. Erfolglos: „Mary Reilly“ ist nicht zu retten.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Walle Ziegelhof-Kino (OL)

Nach Fünf im Urwald Deutschland 1995, R: Hans-Christian Schmid, D: Franka Potente, Axel Milberg

„Warum soll man nach fünf nicht in den Urwald gehen ? Die Antwort wird nicht verraten, weil sie der „running gag“ in Hans-Christian Schmids witziger Generationsstudie ist. Anna ist 17 umd mit allen Problemen geschlagen, die ein Teenager so haben kann. Sie lebt in einer Kleinstadt, in der ihr Vater, ein biederer Altlinker, Bürgermeister werden will. Ihre kleine Schwester ist viel schlauer als sie, und Mutter versteht sich hauptsächlich als Stütze des Vaters. Schmids sehr genaue Beobachtungen über die niemals endenden Leiden des Erwachsenwerdens, die ihre Komik gerade aus der Ernsthaftigkeit gewinnen, brachte ihm schon bei der Hofer Filmwoche hohes Lob.“ (epd-Film) UFA-Stern, Casablanca

Neurosia - 50 Jahre pervers Deutschland 1995, R: Rosa von Praunheim, D: Desiree Nick, Evelyn Künneke, Lotti Huber

Was kann sich ein selbstherrlicher Exhibitionist mehr wünschen, als seinen eigenen Nachruf zu verfassen ? Genau dies tut Rosa von Praunheim in seinem neuen Film: Gleich in der ersten Sequenz wird er erschossen, und für den Rest des Film folgt die Kamera der Reporterin Desiree Nick, die für einen sensationsgeilen Privatfernsehsender das perverse Leben von Rosa recherchiert. Und uns bleibt kein Geheimiss, kein Intimfeind, keine Sexualpraktik und keine Peinlichkeit erspart. Rosas Stars, Freunde und Liebhaber von einst und jetzt erzählen, wie nett, eklig und genial er war. Die Leiche selbst liest Auszüge aus ihren Tagebüchern, es gibt viele Ausschnitte aus ihren größten Erfolgen und zum allem Überfluß auch noch eine hanebüchene Entführungsgeschichte. Rosa von Praunheim bleibt hier seinem Stil des grandiosen Dilettantismus treu, und seinen Geltungsucht wird nur durch seine Selbstironie halbwegs in Schach gehalten. Wie alle seine Film ist „Neurosia“ nun wirklich nicht für jedermanns Geschmack, aber langweilig ist er nie ! (hip) Cinema, Kino 46

Niki de St. Phalle Deutschland 1994, R: Peter Schamoni, D: Nicki de Saint Phalle, Jean Tinguely

Die französisch, amerikanische Künstlerin Niki de Saint Phalle erzählt von ihrem Leben, ihrem Werk und der Zusammenarbeit mit ihrem 1991 verstorbenen Ehemann, dem Kinetikkünstler Jean Tinguely. Gondel

Nur aus Liebe Deutschland 1996 R: Dennis Satin, D: Katja Riemann, Hannes Jaenicke

„Ganz schön tough, Katja Riemann: Die Beziehungskomödien-Beauftragte des deutschen Films in einem Actionkrimi. An der Seite der im härteren Genre bereits routinierten Hannes Jaenicke und Heinz Hoenig spielt sie die Berliner Taxifahrerin Ella, die es allein mit der Russenmafia aufnimmt. Der 28jährige Regisseur Dennis Satin kann sich in seinem teils komischen, teils aber auch hölzern konstruierten Kinodebüt größtenteils auf seine Darsteller verlassen: Katja & Co. überspielen die Schwächen der Handlung.“ (TV-Spielfilm) Europa, UT-Kinocenter und Wall und Ziegelhof-Kino (OL)

The Passion of Darkly Noon Großbritannen/Deutschland/Belgien 1995, R: Philip Ridley, D: Brendan Fraser, Asley Judd

„Wie Ridleys Erstling „Schrei in der Stille“ handelt auch dieser Film von religiösem Wahn und sexuellen Obsessionen, die sich am Ende in einem Akt des Wahns entladen. Das Paradies, das der junge Darkly Noon nach dem Tod seiner streng religiösen Eltern bei der offenherzigen Callie in der Einsamkeit der Wälder findet, erweist sich als trügerisch. Die bedächtige Erzählweise macht den Zuschauer zum distanzierten Betrachter von Vorgängen, deren erschreckender Realitätsgehalt sich immer wieder in den Nachrichten überprüfen läßt.“ (tip) Filmstudio, UFA-Stern

Peanuts – die Bank zahlt alles Deutschland 1995, R: Carlo Rola, D: Heinz Schenk, Ulrich Mühe, Iris Berben, Rüdiger Vogler

„Ohne sehr zu übertreiben: “Schtonk!“ hat in Carlo Rolas Satire einen würdigen Nachfolger gefunden. Denn zum Glück ist den Drehbuchautoren Peter Zingler und Eberhard Junkersdorf der gefährliche Balanceakt zwischen scharfem Witz und schenkelklopfender Plumpheit gelungen.“ (V. Bleek) Ufa-Stern

Die Piratenbraut USA 1995, R: Renny Harlin, D: Geena Davis, Matthew Modine

„Wer denkt nicht gern zurück an die glorreichen Freibeuter-Tage der Traumfabrik. Doch das ist lange her und der Piratenfilm Vergangenheit. Ausgerechnet Actionrowdy Renny Harlin hat sich nun daran gemacht, das traditionelle Genre wieder aufleben zu lassen. Doch die vielen Gefechte zu Wasser und zu Land können nicht verschleiern, daß Harlins zunehmend hektische Hommage unter minimalem Einfallsreichtum, akuter Spannungsarmut und holpriger Actioninszenierung leidet. Und auch die Idee, einen weiblichen Pirat in vorderste Front zu stellen, ist nicht neu.“ (Bremer) City, Ufa–Palast

Richard III Großbritannien 1995, R: Richard Loncraine, D: Ian McKellen, Annette Benning, Robert Downey Jr.

„Schnieke Royals rauchen Kette, gönnen sich schon mal eine Ampulle Morphium und walzen zum sinnliche Sound der Big Band. Richard meuchelt als buckliger Beau von abgefeimter Eleganz. Nachdem er die störende Verwandtschaft aus dem Wege gemordet hat, mausert sich der clevere König in dieser bemerkenswert konsequenten Leinwandfassung zum Fascho-Diktator mit Standarten-Parade und Schwarzhemd-Bataillonen. Die Opposition bläst zum gerechten Kampf und der umzingelte Despot stöhnt in seinem heißgelaufenen Jeep glaubwürdig wie noch nie: Ein Pferd, ein Pferd. Ein Königreich für ein Pferd." (Der Spiegel) Atelier

Der scharlachrote Buchstabe USA 1995, R: Roland Joffe , D: Demi Moore, Gary Oldman, Robert Duvall

„Sage noch jemand, Hollywood haben mit den Jahren Skrupel beim Verhunzen literarischer Klassiker entwickelt. Nathaniel Hawthornes Puritanersaga verwandelt sich in dieser Leinwandadaption in einen kitschigen und kreuzlangen Lore-Roman von der tapferen kleinen Frau, die sich im Namen der Liebe mit den hartherzigen Sittenaposteln des 17. Jahrhunderts anlegt. Das angepappte Happy-End rechtfertigte Hauptdarstellerin Demi Moore mit dem unschlagbaren Argument, daß „kaum jemand den Roman“ gelesen habe. Allein dafür sollte ihr der scharlachrote Buchstabe des Analphabetismus an die silikongeschwellte Brust geheftet werden.“ (Der Spiegel) Gondel und Ufa-Palast

Sinn und Sinnlichkeit England 1995, R: Ang Lee, D: Emma Thompson, Hugh Grant u.a.

Statt aus der episch breiten Story um die Dashwood-Schwestern und ihrem Liebeswerben eine flache Ausstattungs-Orgie a la Merchant Ivory zu machen, hat Ang Lee so viel Laura Ashley-Atmosphäre wie nötig und so viel ironische Distanz wie möglich in seinen Film gesteckt. Wobei Emma Thompson als verstandesgeleitete Elinor um Hugh Grant (von Ang Lee am Herumkaspern wirksam gehindert) wirbt und ihre Schwester Marianne (Kate Winslet) sich Hals über Kopf in einen nicht ganz ehrenhaften Beau verliebt. (Mu) City und Wall und Ziegelhof-Kino (OL)

Die Spur der roten Fässer Deutschland 1995, R: Kai Wessel, D: Florian Bamberg, Meike Fellinger

Vier Freunde und der Umweltschutz! Ein Kinderkrimi in dem Roman, Julia, Jonas und Tekin bösen Umweltsündern auf die Spur kommen, die auf einem verlassenen Militärgelände gefährliche Fässer lagern. Diese vergiften ausgerechnet den See, in dem die Kinder in ihren Sommerferien baden wollen. Schauburg

Sudden Death USA 1995, R: Peter Hyams, D: Jean-Claude Van Damme

„Sudden Death konfrontiert uns mit der ja beinahe alltäglichen Situation eines geplanten Terroranschlags auf ein Eisstadion, in dem zwei Eishockey-Teams um den Stanley-Cup spielen. Ohne den belgischen Sagenheld Van Damme als Feuerwehrmann und Inkognito-Torwart gäbe es bei dieser Party ausschließlich Verlierer.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern

Toy Story USA 1995, R: John Lasseter

Das Spielzeug scheint wirklich auf der Leinwand lebendig zu werden. Die Abenteuer von Woody & Buzz sind zwar nicht ganz so originell und witzig wie die handgekneteten von „Wallace & Gromit“, aber dennoch ist „Toy Story“ schönstes Unterhaltungskino. Und das nicht nur für Kinder, sondern auch für alle Kindsköpfe, die sich noch gerne an ihr eigenes Lieblingsspielzeug erinnern. (hip) UFA-Palast, UT-Kinocenter und Wall und Ziegelhof-Kino und Lindenhof-Lichtspiele