Kampf gegen das Phlegma

■ Mit Trainer Ralf Steikowsky will der UHC zweite Kraft im Hamburger Männer-Hockey werden und das Image einer Fahrstuhlmannschaft ablegen

Die Strafecken wollen nicht so recht klappen. Welche Variante Ralf Steikowsky auch einüben läßt, immer fehlt etwas zur Perfektion: Einmal ist das Zuspiel zu langsam, dann wird schlecht gestoppt oder die Abgabe gerät ungenau. „Das kann überhaupt nichts werden“, unterbricht der Trainer des Uhlenhorster Hockey-Clubs das Eckentraining, um seinen Spielern zu zeigen, wie sie es richtig machen sollen, „wir wollen ja noch besser werden.“ Das muß der Aufsteiger in der Männer-Bundesliga auch: In vier Punktspielen wurde noch keine einzige kurze Ecke verwandelt.

Doch trotz dieser mäßigen Ausbeute entwickelte sich der Auftakt für den Neuling nicht zum befürchteten Debakel. Drei Punkte, darunter ein Unentschieden gegen Feld-Abonnementsmeister Mülheim – „wir sind ganz gut gestartet“, mag Steiko, wie ihn am Wesselblek alle nennen, nicht klagen. Zumindest nicht über den bisherigen Saisonverlauf. Ansonsten ist der, nach eigenem Bekunden, „Perfektionist“ nicht so genügsam – ganz im Gegensatz zu seinen Schützlingen. „Die sind schon mit wenig zufrieden und überschätzen sich leicht“, kritisiert der 41jährige.

Damit sich das ändert, bittet der ehemalige Bundesliga-Akteur viermal pro Woche zum Training. Für viele Spieler ist dies eine gewaltige Umstellung, doch Steikowsky, seit der Hallenserie beim UHC, duldet keinen Schlendrian. „Sie müssen ihr Phlegma ablegen“, fordert der hauptamtliche Übungsleiter, der sich nicht als „Diktator“ sieht, von seinem Team ein Umdenken, „in der ersten Liga wird viel schneller gespielt.“ Die mahnenden Worte scheint die Mannschaft gehört und auch verstanden zu haben. Vergangenes Wochenende gewann der UHC bei Schwarz-Weiß Köln, einem der etablierten Bundesligisten.

Fester Bestandteil im Erstligageschäft sind die Uhlen nicht, dem Aufsteiger haftet das Image einer Fahrstuhlmannschaft an: Für das Oberhaus zu schwach, eine Etage tiefer unterfordert – das Uerdingen des Männerhockeys sozusagen. Die Ziele sind deshalb erst einmal niedrig angesetzt: „Wir wollen den Klassenerhalt“, was schon eine Menge wäre, denn in den vergangenen Spielzeiten waren die Aufsteiger nach einer Saison schon wieder unten. Vor zwei Jahren mußte der UHC diese Erfahrung machen und zwar gleich doppelt – in der Halle und auf dem Feld.

Mittelfristig jedoch will der UHC nicht länger das Stiefkind im Hamburger Männerhockey sein. Seit Jahren schon ist der Harvestehuder THC führend, dahinter folgt mit deutlichem Abstand der Club an der Alster. Zwischen die beiden Playoff-Kandidaten soll sich Uhlenhorst schieben, wünscht sich Steikowsky, der einen Vertrag bis März 1998 besitzt. „Die Erfahrung der anderen Mannschaften können wir nicht in einem Jahr wettmachen“, weiß jedoch auch der ehemalige Trainer der Bundeswehr-Sportfördergruppe. Für die inoffizielle Hamburger Vize-Meisterschaft ist es deshalb wohl noch zu früh, schließlich müßte man dazu Alster hinter sich lassen, in der Halle nach dem HTHC immerhin Zweiter.

Morgen ist erstmals Gelegenheit, die festzementierten Verhältnisse zu erschüttern, wenn der UHC beim direkten Konkurrenten anzutreten hat. Die australischen Nationalspieler Jay Stacey und Matthew Smith fehlen noch im Derby, sie werden vermutlich erst nach den Olympischen Spielen in der Rückrunde für zwei Monate beim UHC spielen. Steikowsky gibt sich dennoch selbstbewußt: „Ein Punkt ist drin.“ Vor allem dann, wenn endlich die Strafecken klappen. Clemens Gerlach

Alster – UHC (morgen um 16.30 Uhr), HTHC – Gladbach (morgen um 14.30 Uhr) und Alster – HTHC (Sonntag um 12 Uhr)