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Eine einzige Zumutung

■ betr.: „Little Historians“, taz vom 13./14. 4. 96

[...] Eure Filmredakteurin durfte in letzter Zeit verdächtig oft die Seite „Meinung und Diskussion“ in bester, sprich schlechtester Rainer-Zitelmann-Manier ruinieren, und mittlerweile stellt sich mir die Frage, weshalb ihr dieser Frau regelmäßig Gelegenheit gebt, die abstrusen, verbrecherischen Thesen des faschistischen Geschichtsrevisionisten, David Irving, zu repetieren. Der ganze Kommentar ist nicht nur per se eine einzige Zumutung, sondern auch eine unerhörte Verharmlosung und Beschönigung der tatsächlichen Fakten.

Die „Deutsche Volksgemeinschaft“ wurde nicht von Hitler verführt, sondern Hitler hat das zum Ausdruck gebracht, was die Deutschen wollten, nämlich unter anderem die Vernichtung der deutschen Juden. Von eurer Autorin wird – mal wieder – die These von der Verführung des „Deutschen Volkes“ durch Hitler ins Spiel gebracht.

Diese These wird auch von den Protagonisten der sogenannten „Neuen Rechten“ kolportiert, und diese kommen dann zu dem Ergebnis: Faschismus minus Hitler gleich guter Faschismus. Nachdem eure Autorin kürzlich in einem Kommentar „bewiesen“ hat, daß es in der BRD eigentlich keine „Ausländerfeindlichkeit“ gibt und es nun mal Ausdruck der „afrikanischen Mentalität“ ist, wenn sich AsylbewerberInnen schon mal ihr Haus anstecken, dürfte mit diesem Kommentar ein vorläufiger Höhepunkt an Verkommenheit, wohl insbesondere mit dem ungeheuerlichen Satz: „Man hat den Eindruck, der Antisemitismus werde hier eher beschworen als untersucht“, erreicht sein. Angesichts der historischen Wahrheit von sechs Millionen ermordeten Menschen jüdischen Glaubens lasse ich diesen perfiden Satz unkommentiert, da die geistige Ausrichtung eurer Autorin in diesem wohl überdeutlich zum Ausdruck kommt. Ralf Otto, Werl

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