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„Leukämie-Reaktor abschalten“

■ 10 Jahre Tschernobyl: 2000 Anti-AKW-Bewegte demonstrieren friedlich in Krümmel / Castor genehmigt: Wurfanker auf Oberleitung, Sprengstoff reißt Loch in Bahndamm Von Heike Haarhoff

Gegen Kernkraft, Strahlenrisiko und Castor-Transporte sowie für die sofortige Stillegung aller Atommeiler und eine energiepolitische Wende haben am Samstag vor dem AKW Krümmel rund 2000 Menschen friedlich demonstriert. Am zehnten Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zockelten die Anti-Atom-Bewegten entlang der Elbe bis zum „Leukämie-Reaktor“: „Krümmel muß sofort abgeschaltet werden“, forderte Marion Lewandowski vom Verein „Eltern für unbelastete Nahrung“. Die Kieler Umweltministerin Edda Müller (SPD) solle die im März versprochene Fallkontrollstudie zu kindlichen Leukämien endlich umsetzen.

Der für Betriebsschäden anfällige Siedewasserreaktor steht seit Jahren bei Strahlenforschern als Ursache der gehäuften Krebsfälle in der Elbmarsch im Verdacht: Erst vergangene Woche wurde erneut ein Brennelemente-Schaden bekannt (taz berichtete); ab dem 1. Mai wird das AKW vorübergehend abgeschaltet. „Aus mindestens einem Brennstab sind radioaktive Edelgase in den reaktorinternen Wasserkreislauf ausgetreten“, erklärte der Sprecher der Hamburgischen Electritcitätswerke (HEW), Johannes Altmeppen. Offensiv und „für alle Fragen offen“ hatte er sich unter die Demonstrierenden gemischt. Der Schaden sei weder meldepflichtig noch gesundheitsgefährdend, beteuerte er berufsbedingt.

Nach einer Konferenzschaltung zu den bundesweit fünf anderen Anti-Atom-Demos in Magedeburg, München, Ahaus und Biblis, nach viel Theater, Tanz und Live-Musik – darunter die legendäre Irish-Folk-Gruppe The Musical Priest aus Lüneburg – bröckelte das „harmonische Volksfest“ (ein Polizist) am Nachmittag auseinander.

Unterdessen haben Unbekannte in der Nacht zum Sonntag einen Wurfanker über die Oberleitung auf der Strecke Hannover-Braunschweig geworfen; der Stromabnehmer einer Lokomotive wurde beschädigt, verletzt wurde niemand. Bei Nahrendorf (Kreis Lüneburg) wurde am Samstag unterhalb der Gleise ein vier mal drei Meter großes Loch in den Bahndamm gesprengt. Die Polizei vermutet Atomkraftgegner als Täter.

Erst am Samstag hatte das Oberverwaltungsgericht Lüneburg die umstrittene Einlagerung von Atommüll aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague in Gorleben gestattet: Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, daß die beanstandete Genehmigung „an Fehlern leidet und die Kläger hierdurch in ihren Rechten verletzt werden“, hieß es zur Begründung. Die strahlende Castor-Fracht wird voraussichtlich am 7. Mai in Gorleben eintreffen. Die Anti-Atom-Inis rufen ab dem Wochenende zu Blockade-Aktionen auf (Infos unter:

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