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Demonstranten in Haft

■ Weißrussische Oppositionelle treten in den Hungerstreik. Präsident droht

Minsk (dpa/AFP) – Auch zwei Tage nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei in der weißrussischen Hauptstadt Minsk halten Sicherheitskräfte noch immer 200 Anhänger der Nationalbewegung fest. Lediglich der durch seine Immunität geschützte Abgeordnete Pawel Snowez wurde am Samstag auf freien Fuß gesetzt. Er gab an, von Polizisten mit Schlagstöcken mißhandelt worden zu sein. Zwei prominente Führungsmitglieder der Volksfront Weißrußlands, Juri Chodyka und Winzuk Wietschorka, traten unterdessen aus Protest im Polizeigewahrsam in den Hungerstreik, wurde gestern in Minsk mitgeteilt.

Die Volksfront hatte am vergangenen Freitag zu einer angeblich dem zehnten Jahrestag von Tschernobyl gewidmeten Kundgebung aufgerufen. Bei dem nicht erlaubten Marsch durch Minsk hatten die Teilnehmer vor allem ihre Opposition gegen die Politik des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko geäußert. Die Polizei war mit Schlagstöcken gegen die Demonstranten vorgegangen. Dabei waren 50 Menschen teilweise schwer verletzt worden.

Die Staatsanwaltschaft begann unterdessen mit Ermittlungen gegen die Volksfront wegen der „Organisation massenhafter Ausschreitungen“. Präsident Lukaschenko kündigte an, er werde auch weiter mit Härte gegen die Opposition vorgehen. Er erließ ein Demonstrationsverbot bis einschließlich 1. Mai.

Der Sprecher der Volksfront Valentin Ostaschinski erklärte, die Bewegung werde trotz des Verbots an ihrer Maikundgebung unter dem Motto „Unabhängigkeit, Solidarität, Demokratie“ festhalten. Im Mittelpunkt der Kritik der Volksfront, die nicht im weißrussischen Parlament vertreten ist, steht der Anfang April zwischen Rußland und Weißrußland geschlossene Unionsvertrag. Der Vertrag sieht eine engere Zusammenarbeit beider Staaten vor. In den vergangenen Wochen waren mehrmals bis zu 30.000 Menschen gegen das Abkommen auf die Straße gegangen.

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