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Schweben, falten, sägen

■ Jede Menge verzauberte Jungfrauen: Der Zirkus Charles Knie präsentiert neben Zirzensischem auch klassisches Varieté Von Julia Kossmann

Was kann einer Jungfrau schon im Zirkus passieren? Dreierlei: Ein Magier läßt sie schweben, er kann ihr den Rumpf zersägen und schließlich kann er sie samt der schillernden Illusionskiste, in der sie versteckt ist, zu einem handlichen Block zusammenfalten. Keine dieser Variationen läßt der Zirkus Charles Knie, der bis zum 19. Mai auf der Moorweide am Dammtor gastiert, aus. Denn Charles Knie, Abkömmling aus der berühmten Schweizer Zirkus Familie setzt mit dem Programm seines im vergangenen Jahr gegründeten Unternehmens auf Traditionsnummern nicht nur des Zirkus, sondern auch des Varietés. So findet sich im knapp 700 Menschen fassenden Zelt außer einer Arena auch eine klassische Varieté-Bühne für die illusionistischen Zaubereien des Magiers Toliviere und für manche Clowns-Nummer.

Zwölf Artistinnen und Artisten aus Deutschland, Italien, Österreich, Ungarn, Polen und der Schweiz hat Knie für seine Show zusammengebracht, nicht mitgerechnet die gut zwei Dutzend mitreisenden Tiere wie Tauben, Ziegen, Bernhardiner, Kühe und die beiden Seelöwen Charly (250 Kilogramm) und Rambo (150 Kilogramm). In der Dressur von Vater und Sohn Danglar aus Frankreich – wirklich sehenswert auch die Jackets der Herren – wirken die großen Flossenfüßler verblüffenderweise recht elegant im Balancieren ihrer Körperfülle. Weniger elegant verhielten sich die zuständigen Hamburger Behörden, als es darum ging, den beiden schwergewichtigen glitschigen Freunden das 5000-Liter-Becken mit Wasser zu füllen, in dem sie während des Gastspiels wohnen. Darin geht es ihnen nebenbei bemerkt weitaus besser als jenen Robben zu weiland Carl Hagenbecks Zeiten, die als Seejungfern bezeichnet in Salzgurkenfässern vor Hagenbecks Fischhandlung ausgestellt wurden.

Im klassischen Spektrum alter Volkskunst heben sich neben den Trapez-Übungen die beiden Kaskadeure namens Fun Boys hervor, die sich heftig in die Höhe stemmen und durch die Luft wirbeln. Die Antipoden-Jongleurin Maria Eleky komplettiert das Programm für die ganze Familie. Am Premierenabend jedenfalls kreischten die Kleinen auch bei der zersägten Jungfrau – vielleicht brauchen Kinder nicht nur Märchen, sondern auch mal etwas drastische Illusionen.

Moorweide, bis 19. Mai

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