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Wenn das keine Liebe ist...

■ Eine Ehefrau prellte ihren Mann und brachte ihn in den Knast – er hält zu ihr

Energisch schüttelt der 64jährige Mann, der wegen Betrugs und Urkundenfälschung neben seiner Frau auf der Anklagebank sitzt, den Kopf. „Nein“, sagt er. Die Hände hat er tief in die Taschen seiner blauen Windjacke vergraben. „Wir sind 30 Jahre verheiratet. Ich kann meiner Frau vertrauen.“ Der Richter seufzt. Ob er es besser weiß?

Fest steht zu Beginn des Prozesses nur, daß die Eheleute im Mai des vergangenen Jahres für rund 12.000 Mark einen Ford Escord gekauft haben – die Rechnung bezahlten sie nicht. Als der Gerichtsvollzieher das Auto pfändete, kaufte das Ehepaar kurzerhand einen neuen Wagen: Einen Opel Vectra für rund 16.000 Mark.

Auch diese Rechnung wurde nie bezahlt. Als das Autohaus den säumigen Kunden eine Mahnung schickte, bekam die Firma erstaunliche Post: „Bestätigung“ lasen die verdutzten Geschäftsführer unter dem Briefkopf des „Amtsgerichts Bremen, Abteilung Zivilsachen“. „Die Eheleute B. befinden sich zu Recht im Besitz des PKWs.“ Rückfragen könnten jedoch nicht beantwortet werden.

Eine plumpe Fälschung, die den Angeklagten fünf Tage hinter Gitter brachte. Während der Ehemann im Knast saß, legte die Frau beim Richter ein Geständnis ab. Von Mittwoch bis Montag hat sie gewartet, bevor sie ihren Mann mit dem Geständnis befreite. Warum sie solange gezögert hat (vielleicht, weil das Wochenende dazwischen lag?), fragt sich der Ehemann offenbar nicht. Er hält zu seiner Frau. „Meine Frau hat das Geld für die Autos überwiesen. Das glaube ich ihr. Von dem Brief ans Gericht weiß ich nichts.“ Das glaubt ihm wiederum der Richter und stellt das Verfahren gegen den Ehemann ein. Mit gebeugtem Gang verläßt er die Anklagebank und nimmt im Zuschauerraum Platz. Seine Frau bleibt allein zurück.

„So, dann wollen wir mal auf das Geständnis zurückkommen“, sagt der Richter und blättert in der Gerichtsakte. „Sie sind mit dem Geld nicht ausgekommen?“ „Ja“, haucht die Frau. „Ihr Mann hat sie immer als gute Hausfrau gelobt, die wirtschaften kann.“ Die Angeklagte nickt. Der Ehemann läßt seinen Blick aus dem Fenster schweifen – ob er zuhört?

Der Richter fragt. Die Frau nickt – so wird die verzwickte Geschichte mühsam rekonstruiert: Etwa 40.000 Mark hatte das Ehepaar geerbt. Von dem Geld ist nichts mehr übrig. Wo es geblieben ist, verrät die Angeklagte nicht. Ihr Mann wollte ein Auto kaufen. Die Frau legte ihm gefälschte Quittungen vor. Der Pfändungsbeschluß für das erste Auto diente als Vorlage für den gefälschten Amtsgerichts-brief. „Eine Frau, die viel von Computern versteht“, habe ihr geholfen, gesteht die Angeklagte. Sie ist wegen Betrugs vorbestraft. In diesem Verfahren hat die Angeklagte die ominöse Dame mit Computerkenntnissen vermutlich gedeckt. Als Dank hat die Computerkundige die Briefe der Angeklagten gefälscht: Selbst ein ärztliches Attest, das die Angeklagte vorgelegt hatte, um ihrem Mann den Prozeß zu ersparen, ist eine Fälschung.

Doch all das erzählt die Angeklagte nicht. Sie sitzt nur da, mit hochrotem Kopf und nickt zu den Fragen des Richters. Die schwarze Handtasche hält sie fest an ihren Körper gepreßt. Das auftoupierte Haar und der rosa Strickpulli verleihen ihr die Ausstrahlung eines Hausmuttchens.

Sechs Monate auf Bewährung lautete das Urteil für diese Frau, über die sich auch nach der Verhandlung keiner ein Urteil erlauben kann. Nur ihr Mann weiß offenbar, was in ihr steckt. „Das ist alles ein Komplott“, zischt sie später auf dem Gerichtsflur. „Das Gericht hängt da ganz dick mit drin.“ Der Mann nickt und hakt sie unter. „Ja, ja, Du hast völlig recht, Mutti. Und jetzt laß uns nach Hause gehen.“

kes

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