„Mit Kolonialpolitik haben wir nichts zu tun“

■ Afrika-Verein will die Wirtschaft in Afrika unbedingt privatisieren.

Der im November 1933 gegründete „Afrika-Verein“ in Hamburg befaßt sich mit rund zwei Prozent des deutschen Außenhandels, das sind jährlich gut 20 Milliarden Mark. „Partnerschaftliche Investitionen“ seiner Mitglieder sollen die afrikanischen Staaten in die Weltwirtschaft einbinden. Doch bezahlen sollen die Länder die Privatisierung ihrer Wirtschaft weitgehend selbst.

Fritz Gleiß sprach mit Dr. Martin Krämer, seit 1957 Geschäftsführer des Vereins.

Ihr diesjähriger „Afrika-Wirtschaftstag“ stand unter dem Motto „Rohstoffe in Afrika“. Verfolgt Ihr Verein etwa koloniale Ziele?

Mitnichten. Es ging um Bergbau und Hüttenwesen. Mit Kolonialpolitik haben wir überhaupt nichts zu tun.

Sie plädieren für weitreichende Privatisierungen – ein „Schritt zur Rekolonialisierung Afrikas“?

Nein. Ich sehe dies vielmehr als eine Art Zwangshandlung.

Wer kann die Privatisierungen denn bezahlen?

Bezahlen sollen sie natürlich in erster Linie die Länder selber. Das ist keineswegs unmöglich. Die Börsenrentabilität ist in Afrika höher als in jedem anderen Teil der Welt.

Aber das sind winzige Börsen ...

Sie müssen das Wachstum sehen! Natürlich sind das relativ kleine, noch unbefriedigende Zahlen. Doch der Trend ist völlig klar: Afrika wird in die private Wirtschaft eintreten. Das ist die einzige Chance, sich in der Weltwirtschaft zu behaupten.

Nichts wächst in Afrika nachhaltig außer Schulden und Abhängigkeit. Bleiben deutschen Firmen überhaupt noch genügend Handelschancen?

Nicht allein die Schulden nehmen zu. Die afrikanischen Länder haben in den späten 70er und frühen 80er Jahren damit begonnen, eine autonome Währungspolitik zu machen. Die ist den meisten schlecht bekommen.

Ihr Haushalt lag mal bei über einer Million Mark ...

Ja, Mitte der 80er Jahre. Seitdem sind wir um einiges geschrumpft. Viele Firmen haben leider Osteuropa dem afrikanischen Kontinent vorgezogen. Jetzt haben wir noch ungefähr 300 Mitgliedsfirmen. Dazu gehören die großen Banken, die großen Industriegesellschaften, aber auch der Kakaomakler und der Kaffeemakler.

Deutschland ist weltweit der zweitgrößte Waffenexporteur. Welchen Anteil daran haben Ihre Mitglieder?

Einen minimalen. Hauptsächlich wurden ja Altbestände aus der früheren DDR exportiert – unter unbekannten Firmennamen.

Die Waffen wandern aber zu einem guten Teil nach Afrika?

Das ist unbestritten, aber nicht unsere Politik. Wir haben den Afrikanern immer gesagt: Ihr braucht diesen Schrott doch gar nicht.

Mitgliedsfirmen des Afrika-Vereins haben damit nichts zu tun?

Nein, so gut wie nein.