■ Soundcheck: Gehört: Klezmatics
Gehört: Klezmatics. „Mir kemfn, mir kemfn biz vanen di ganntse velt vet vern befrayt!“. Passend zum 1. Mai spielten die Klezmatics das jüdisch-sozialistische Arbeiterlied „In Kamf“ von 1889, aber niemand erhob in der Fabrik die Faust. Auch kam kaum einer der Aufforderung nach, zu tanzen. Doch von Anfang an wurde kräftig mitgeklatscht – im Klezmer-Mantel läßt sich ein intelligentes Publikum gern polkaähnliche Volksmusik gefallen. Die schnellen Tänze und alten Lieder aus dem Schtetl, von Liebesleid und dem gespenstischen Dibbuk feiern in frischer Form Wiederauferstehung. Da die New Yorker keine sektiererischen Traditionspfleger sind, erweiterten sie die jiddische Musik mit aktuellen Klangformen: arabische Flötentöne, jazzige Trompeten und rockiges Schlagzeug. Und so entsteht gerade aus der Bewußtheit der eigenen Art eine Festmusik fürs globale Dorf.
Hajo Schiff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen