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Ein „Vorauskommando“ für den Wiederaufbau

■ Dänisch-schwedisches Pilotprojekt soll Flüchtlinge zur Rückkehr bewegen

Weder Dänemark noch Schweden planen derzeit, bosnische Flüchtlinge gegen ihren Willen zurückzuschicken; in Dänemark haben über 11.000 von ihnen schon allein wegen ihrer Verweildauer mittlerweile ein unbeschränktes Aufenthaltsrecht erworben. Aber auch die nördlichen Länder Europas veranstalten „Schnupperreisen“. „Spähtrupp“ ist das Schlüsselwort für ein Pilotprojekt, dessen erste Etappe jetzt ausgewertet wurde. In Zusammenarbeit mit Schweden und Dänemark hat das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) damit begonnen, spezielle Berufsgruppen gezielt „zurückzuführen“, die für den Wiederaufbau Bosniens besonders wichtig sind.

Gelungen scheint dies bislang mit einer ersten Gruppe von 25 ÄrztInnen und PflegerInnen. Fast ausnahmslos sind diese Menschen auch sechs Monate nach ihrer Rückführung noch in der Heimat: in Tuzla, Zenica und Mostar.

Vorausgegangen war der Rückkehraktion eine gründliche Vorbereitung mit den Beteiligten. Auch war ihnen ein Rückkehrrecht für den Zeitraum eines Jahres eingeräumt worden. Jetzt will man weitere „Vorauskommandos“ zusammenstellen: IngenieurInnen und LehrerInnen sowie andere Berufsgruppen, die für den Wiederaufbau Bosniens von zentraler Bedeutung sind. Etwa eintausend Flüchtlinge, die heute in den nordischen Staaten leben, sollen in diesem Jahr noch losgeschickt werden.

Kim Lunding, Direktor beim dänischen Ausländeramt, hofft, daß dieser „Spähtrupp“ den Weg bahnen wird für eine umfassendere Rückkehraktion bosnischer Flüchtlinge. „Gerade die Erfahrungen und Kontakte dieser Leute bedeuten für den Wiederaufbau eine große Hilfe.“ Es sei auch geplant, die RückkehrerInnen zu Informationstreffen in die ehemaligen Fluchtländer einzuladen, damit sie den Flüchtlingen dort von ihren Erfahrungen berichten können. Man rechnet offensichtlich mit einem „Dominoeffekt“. Reinhard Wolff, Stockholm

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