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Unterm Strich

Der Schriftsteller Hermann Kesten ist am Freitag im Alter von 96 Jahren in Basel gestorben. Kesten, ein Hauptvertreter der „Neuen Sachlichkeit“ und ehemaliger Präsident des PEN-Zentrums der Bundesrepublik, war von den Nazis aus Deutschland vertrieben worden und nie wieder dauerhaft zurückgekehrt. Er hat jedoch nach 1945 auch wiederholt in die intellektuellen Debatten der Bundesrepublik eingegriffen. Er war ein Freund von Klaus Mann, spielte Tennis mit Erich Kästner, hatte Kontakt zu Alfred Döblin, Anna Seghers und Ernst Weiß. Geboren wurde Kesten am 28. Januar 1900 in Nürnberg als Sohn eines jüdischen Kaufmanns, der aus dem Osten eingewandert war. Sein erster Roman „Joseph sucht die Freiheit“ erschien Ende der 20er Jahre. 1933 emigrierte der junge Autor nach Amsterdam, 1940 schließlich nach New York, half dort anderen geflüchteten Autoren und schrieb weitere „Anti-Diktatur-Romane“ (Kesten). Das Land der Täter habe aus der dunklen Vergangenheit seine Lehren gezogen, sagte Kesten später. 1949 kam Kesten wieder nach Europa, besuchte Deutschland und Frankreich, ehe er sich dann in Rom niederließ. Nach dem Tod seiner Frau Toni im Jahre 1977 ging er in die Schweiz. Zu Kestens Werken zählen „Die Kinder von Guernica“ (1939), die Erinnerungsbände „Meine Freunde die Poeten“ (1953), „Dichter im Café“ (1959), „Die Abenteuer eines Moralisten“ (1961) und „Ein Mann von 60 Jahren“ (1973).

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