: „Täter und Opfer miteinander konfrontieren“
■ Umstrittenes Altonaer Kriegskultmal an der St. Johanniskirche umgestaltet
Der Schandfleck ist zwar nicht beseitigt, doch er kann nicht mehr unkommentiert seine martialische Botschaft verkünden. Gestern nachmittag wurde das umstrittene Kriegshelden-Denkmal der Alto-naer St. Johannisgemeinde in einer öffentlichen Veranstaltung durch ein Mahnmal des Hamburger Kunsthochschul-Studenten Rainer Tiedje ergänzt. Drei in Stahl gerahmte Plexiglasbilder, die an die Schrecken des Krieges gemahnen, sollen Opfer und Täter der beiden Weltkriege „direkt miteinander konfrontieren“ und an die Mitverantwortung Hamburgs erinnern.
Im März 1994 hatte der Kirchenvorstand der St. Johannisgemeinde beschlossen, das 1925 vom damaligen Hamburger Bürgermeister Max Brauer (SPD) eingeweihte Kriegerkultmal neben der Kirche umgestalten zu lassen. Das Gefallenen-Denkmal, das die Schlachten des ersten Weltkrieges mit den Worten „den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung“ preist, solle, so die Kirchenvorstandsvorsitzende Ulrike Boßerhof, „um seine monumentale Krieger- und Kriegsverherrlichung gebracht“ und „nie wieder als Ermutigung für militaristisches und nationales Denken in Anspruch genommen werden“ können.
Auf behördliche Unterstützung konnte und wollte der Kirchenvorstand dabei nicht zählen: Die 30.000 Mark, die das jetzt eingeweihte Mahnmal kostet, brachte die Gemeinde selber auf.
Marco Carini
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