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Kein Karrieretyp

■ betr.: „Wie frauenfeindlich kön nen Frauen sein?“ von Nadja Klin ger, taz vom 24. 4. 96 und „Mutige Emanze“, Leserinnenbrief von Petra Burger, taz vom 2. 5. 96

Nein, beleidigend dumm finde ich Nadja Klingers Fragen wirklich nicht, allerdings etwas schwieriger zu beantworten als mit den stereotypen Textbausteinen, die der Leserbriefschreiberin aus der Feder geflossen sind. Was Frau Frau Burger so auf die Palme bringt, nämlich die noch immer für die meisten Frauen höchst ungerechte materielle Realität überall auf diesem Planeten, ist überhaupt nicht das Thema des „Schlagloch“-Beitrages.

Ich habe den Text vielmehr so verstanden, daß die feministischen Kampfformen, an männlichen Vorbildern orientiert, wahrscheinlich auf viele Frauen schlichtweg abschreckend wirken. Immer dann, wenn die Frauenbewegung wirklich in Gesetzesform gegossene Fortschritte für die Emanzipation des weiblichen Geschlechts errungen hat, konnte sie das dem Typ von kämpferischen, erfolgreichen mutigen Frauen verdanken, der schon immer in der männerbeherrschten Gesellschaft seinen Platz hatte. Was aber konnten und können die leiseren, auf andere Weise mutigen, zähen, aber weniger strebsamen, zurückhaltenden, harmoniebedürftigen, mütterlichen Frauen zu diesem Fortschritt beitragen, von dem sie immerhin bereits profitieren?

Unter den Frauen des postmaterialistischen Mittelstands rührt sich da etwas: Es bedarf einigen Mutes und auch Überwindung für eine intelligente Frau, sich für Jahre ihres Lebens ins Kinderzimmer und an den heimischen Herd zu begeben, obwohl sie dafür von den Falschen gelobt und ansonsten eher nicht verstanden wird. Sie tut im Prinzip, was schon ihre Mutter getan hat, nur hat ihre Entscheidung andere Grundlagen.

Was bringt sie dazu? Zunächst einmal, sie ist nicht der Karrieretyp, und ihr Gefährte verdient das Doppelte. Bis hierhier ist sie so materialistisch wie ihre in der Gewerkschaft kämpfenden Schwestern. Sie möchte auch keine Putz- und Kinderfrau unterbezahlen und trotzdem nur wenige Mark mehr in der Familienkasse haben. Hier verbindet sie bereits Berechnung mit politischer Korrektheit. Außerdem konnten auch die wohlmeinendsten, auch politischen, FreundInnen ihr nicht einreden, daß Kindererziehung nur deswegen keine wichtige Aufgabe ist, weil sie nicht bezahlt wird.

Im übrigen ist sie klug genug, die nicht erwerbstätigen Jahre zu ihrer persönlichen Weiterentwicklung zu nutzen und gleichzeitig für die Kinder (und oh Schreck auch den Partner) ein ruhender Pol zu sein. Wann, wenn nicht jetzt, kann sie sich (ehrenamtlich) sozial engagieren, sich weiterbilden und überall neugierig herumschnüffeln? Ich kenne einige Frauen, die sich nach zehn Jahren Kinderpause zur Powerfrau mit einigen Managerqualitäten entwickelt haben. Sie könnten hochdotierte Jobs bewältigen, wenn man sie ließe. Aber die meisten haben noch immer zwei Defizite: Spitze, männliche Ellenbogen sind ihnen noch immer nicht gewachsen, und sie sind nicht so richtig geil aufs Geld.

Aber sie tun eine Menge für die Frauenemanzipation: Sie fügen den gängigen Frauenbildern eine wichtige Facette hinzu: Die selbstbewußte und sozial erfolgreiche, verantwortungsbewußte und allseits respektierte Frau, die gelernt hat, ihren Wert nicht an einem Gehaltsstreifen abzulesen. Sie kann in einer Kultur, die die Grenzen des Wachstums längst erreicht hat, zum Vorbild für Töchter und Söhne werden. Und lassen wir den Topos vom Müttermythos beiseite – Frauen wie Männer ohne Erwerbsstreß sind besser für ihre Kinder. [...] Petra Feldmann, Geldern

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