: Israel: Massaker war ein Versehen
■ Regierung in Jerusalem dementiert UN-Bericht über Granatbeschuß eines UN-Flüchtlingscamps im Südlibanon
Tel Aviv (dpa) – Israels Regierung hat Vorwürfe eines UN-Berichts zurückgewiesen, israelische Artilleristen hätten am 18. April wissentlich eine UN-Stellung im Südlibanon beschossen. Bei dem Beschuß waren in dem Ort Kana nach unterschiedlichen Angaben 94 bis 102 libanesische Flüchtlinge, die meisten Frauen und Kinder, getötet worden. In dem Dorf befindet sich das Hauptquartier des Fidschi-Bataillons der Unifil.
Ein Sprecher der israelischen Regierung sagte am Samstag, man bleibe dabei, daß es sich bei dem Vorfall um ein „tragisches Vorkommnis“ handele, an dem Israel keine Schuld treffe. Der israelische Rundfunk meldete am Samstag unter Berufung auf nicht näher bezeichnete diplomatische Quellen, der von dem niederländischen UN-Offizier Frank van Kappen erstellte Bericht sei noch unvollständig. Israelische Stellen seien ersucht worden, verschiedene Punkte zu klären. Es sei Israel allerdings auch bedeutet worden, daß, falls nicht noch überzeugende Gegenbeweise geliefert würden, die UN davon ausgehen, daß israelische Kanoniere absichtlich in die UN-Stellung geschossen hätten.
Nach Darstellung der UN sind Hisbollah-Kämpfer in die UN- Stellung gerannt, nachdem sie Granaten auf israelische Soldaten geschossen hätten. Sie sollen sich bereits eine Woche vorher nahe der UN-Stellung aufgehalten und Israelis beschossen haben. Ein Versuch von UN-Soldaten, sie zu vertreiben, sei fehlgeschlagen.
Israels Regierungssprecher Uro Dromi sagte: „Wir bestehen darauf: Es war ein tragischer Irrtum, ein Fehler. Die israelischen Kanoniere wußten weder, daß im Ziel eine UN-Stellung lag, noch, daß sich Zivilisten in diese UN-Stellung geflüchtet hatten.“ Zum Zeitpunkt der Beschusses seien keine unbemannten Aufklärungsflugzeuge über dem Gebiet geflogen. Die Artilleristen hätten sich auf die Koordinaten verlassen müssen, die ihnen die von der Hisbollah beschossene israelische Armee-Einheit durchgegeben habe.
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