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■ KommentarPost modern

Einmal mehr wird deutlich, wie bitter nötig es ist, die Telekom aus ihrem konkurrenzlosen Dasein fernab jeder betriebswirtschaftlichen Realität zu befreien. Großen Anlaß zur Hoffnung, daß dies als Chance be- und ergriffen wird, geben Gewerkschaft und Betriebsräte bislang allerdings nicht.

Da müssen statt ihrer drei Angestellte ihr gutes Recht in die Hand nehmen und vor die Arbeitsgerichte tragen, um auf einen Rechtsfehler und mögliche katastrophale Folgen in einem für Arbeitnehmer und deren Vertreter höchst wichtigen Wahlverfahren aufmerksam zu machen. Gewerkschaft und Betriebsrat fallen ihnen dabei in den Rücken, statt selbigen – wie es ihre Pflicht und Schuldigkeit wäre – zu stärken.

Das Schnarchtempo, mit dem es die alte Post schon zu fragwürdiger Berühmtheit gebracht hat, setzt die Gewerkschaft in der Post-Moderne fort. Während das Kind in den Brunnen fällt, beginnt sie erst mit der Suche nach dem Brunnen. Und gibt sich dabei zwar nicht blind, aber erheblich kurzsichtig: Ein Interesse an einem betriebsratlosen Zustand vermag sie nirgends zu verorten. Sollte die Telekom tatsächlich weltweit die erste Firma werden, die ihren Betriebsrat nicht missen möchte?

Alles andere ist wahrscheinlicher – in Zeiten wie diesen, die für Beschäftigte nicht nur der Telekom ständig Veränderungen und ausschließlich Nachteile bringen. Das Risiko, ohne Betriebsrat dazustehen, ist vorhanden. Die Frage nach der Wahrscheinlichkeit einer Wahlanfechtung muß dabei nicht gestellt werden. Und für – im Wortsinne – Arbeitnehmervertreter sollte sie verboten sein.

Stefanie Winter

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