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„Wir denken jetzt über ein Fleisch-Mobil nach“

■ Biobauer Stephan Kreppold und Bioland-Landesvorstand Joseph Wetzstein

taz: Aus vielen Regionen Deutschlands wird ein regelrechter Biofleisch-Boom gemeldet. Stephan Kreppold, Sie sind Biobauer im Großraum Augsburg. Dort ist das offensichtlich ganz anders.

Stephan Kreppold: Wir haben tatsächlich Überschüsse. Das heißt, unsere Biobauern bringen mehr Rinder und Schweine auf den Markt, als verkauft werden können. Dabei haben einige Höfe eine recht gutgehende Direktvermarktung. Es ist allerdings in den vergangenen zwei, drei Wochen etwas besser geworden mit der Nachfrage. Bislang waren es in der Woche zwei Rinder und fünf Schweine, die wir über die zwei Biometzger verkauft haben. Jetzt sind es drei Rinder und sieben oder acht Schweine.

Woran liegt es denn, daß die Nachfrage relativ gering ist? Das Einzugsgebiet ist doch groß genug.

Kreppold: Natürlich. Im Raum Augsburg leben über 300.000 Menschen, und wir haben nur zwei Biometzger, die unser Fleisch verkaufen. Wir finden einfach keine weiteren Verkaufsstellen und haben uns schon überlegt, wie wir Bauern selbst mehr für den Absatz tun könnten. Schließlich produzieren wir hochwertiges Biofleisch.

Herr Wetzstein, als geschäftsführender Landesvorstand von Bioland haben Sie ja den Überblick. Ist das anderswo auch so?

Wetzstein: Wir haben schon eine deutlich gestiegene Nachfrage in den vergangenen Wochen. Aber wir wissen auch von früheren Skandalen, wie das meist läuft. Das ist nicht selten nur ein Strohfeuer. Und wenn die Schlagzeilen weniger werden, kehren die Kunden zu ihren alten Kaufgewohnheiten zurück.

Wie war das denn bei den bisherigen BSE- und Schweinepest-Debatten?

Wetzstein: Bei der letzten BSE- Diskussion vor rund eineinhalb Jahren hatten wir auch eine ansteigende Nachfrage, aber das hielt nicht lange an. Diesmal ist es allerdings deutlich mehr gewesen als damals, und wir hoffen schon, daß ein Teil der Verbraucher endgültig auf Bioprodukte umsteigt.

Kreppold: Es wäre leichter, wenn wir dem Verbraucher ähnliche Möglichkeiten bieten könnten, wie das die Kollegen im Allgäu tun. Aber leider gibt es bei uns keine solchen regionalen Supermarktketten mehr wie im Großraum Kempten. Die Kollegen dort haben natürlich Glück, daß ihnen der Feneberg eine gesicherte Abnahme zusagt.

Wir diskutieren uns die letzten Wochen die Köpfe heiß, wie wir die Vermarktung besser in den Griff bekommen, wir überlegen uns ernsthaft, ob wir nicht ein Biofleisch-Mobil anschaffen sollen.

Überfordert das die Landwirte nicht?

Kreppold: Natürlich ist das ein Problem. Ich bin in letzter Zeit genauso viel mit der Vermarktung und dem Aufbau von neuen Vermarktungsstrukturen beschäftigt wie mit meinem Hof, und das geht eigentlich nicht. Ein bißchen hoffen wir noch drauf, daß sich doch noch ein Supermarkt als Abnehmer findet oder noch einige Metzger unser Fleisch ins Sortiment aufnehmen. Wir wären auch in der Lage, deutlich mehr Biofleisch als bisher zu liefern. Unsere Bauern bekommen von Gemeinden und vom Landkreis immer mehr extensives Grünland angeboten. Und es gibt eine ganze Reihe von konventionell arbeitenden Bauern, die umsteigen würden, sobald das einigermaßen erfolgreich aussieht. Aber wir Bauern sind einfach damit überfordert, Strukturen wie ein Supermarkt zu schaffen.

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