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Gespräche über Liberia

■ Ghana schlägt neuen Friedensplan vor. Tausende fliehen aus Monrovia

Monrovia/Berlin (dpa/rtr/taz) In Ghanas Hauptstadt Accra nahmen gestern westafrikanische Außenminister Beratungen über eine Beilegung des Liberia-Konflikts auf. Sie sollen den Regierungschefs der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas), die heute in Accra zusammenkommen, Vorschläge unterbreiten. Ghanas Außenminister Obed Asamoah sagte zur Eröffnung, das im August 1995 vereinbarte Liberia-Friedensabkommen könnte wieder in Kraft gesetzt werden. Das Abkommen sah die Bildung des Staatsrats als Interimsregierung und Wahlen im Sommer 1996 vor. Im Falle eines dauerhaften neuen Waffenstillstands könne der Friedensplan mit einer Erweiterung des Zeitrahmens um sechs Monate wieder aufgenommen werden, sagte Asamoah.

Aus Liberia nimmt an den Gesprächen Wilton Sankafulo teil, Vorsitzender des liberianischen Staatsrates, sowie Parlamentspräsident Morris Dukuly und der gegen die liberianische Regierung kämpfende Milizenchef Roosevelt Johnson. Da Taylor und Kromah nicht angereist sind und sich von Sankawulo vertreten lassen, nannte Ghanas Präsident Jerry Rawlings die Aussichten auf Erfolg der Gespräche gering. Außerdem hätten die westafrikanischen Länder langsam genug von der Belastung des Krieges in Liberia.

Vor den Kämpfen in Liberias Hauptstadt Monrovia, die gestern kurz abflauten, sind mittlerweile Tausende Menschen in den Hafen geflohen, der von Einheiten der westafrikanischen Eingreiftruppe Ecomog bewacht wird. Nach Berichten der Hilfsorganisation Caritas sind darunter immer mehr Angehörige der gehobenen Mittelschicht und der Oberschicht. So seien von ursprünglich 220 Ärzten in Monrovia nur noch 50 übrig. In das einzige noch funktionierende Krankenhaus wagten sich kaum noch normale Patienten, da vor allem verletzte Milizionären Behandlung beanspruchten und notfalls mit Plünderung der Krankenhauseinrichtungen drohten. D.J.

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