piwik no script img

Kein Platz für „moderne“ Sexisten

■ Eimsbüttels Bezirkchefin kantete Macho-Zirkel aus dem Hamburg-Haus Von Marco Carini

Mann, oh Mann - was für ein Skandal. „Im Hamburg-Haus ist kein Platz für moderne Männer“, enthüllte uns gestern Hamburgs meistgelesene Boulevardzeitung. Eimsbüttels Bezirksamtsleiterin Ingrid Nümann-Seidewinkel, offenbar eine verkappte militante Emanze, ließ „die freie Rede der Männer im Hamburg-Haus verbieten“ – grundgesetzwidrig, wie das Blatt verkündet.

Die niederen Beweggründe der radikalfeministischen Gesetzesbrecherin vom Amt: Die „modernen Männer“ würden die Mädchenarbeit in der öffentlichen Veranstaltungsstätte stören. Bild bringt es auf den Punkt: Hamburg-Haus: Männer raus ... weil sie keine Frauenrechtler sind.

Wahr ist: Das Bezirksamt kündigte dem Männerforum tatsächlich die Nutzungsverträge für die Räumlichkeiten im Hamburg-Haus, weil sich die „sozialen Inhalte des Mädchenzentrums ... nicht mit den programmatischen Ansätzen des Männerforums Hamburg vertragen“ würden. Wahr ist auch: Den „modernen Männern“ des Männerforums kann mit Sicherheit nicht unterstellt werden, daß sie Frauenrechtler sind.

Das Männerforum begreift sich selbst als Zusammenschluß „sensibler Männer“, welche die „geschlechtsspezifischen Benachteiligungen gegen Männer“ erforschen. Und derer gibt es zahlreiche: „ungewollte Vaterschaft“, „Frauengewalt gegen Männer und Jungen“, „Väteraustreibung“ und „nacheheliche Ausbeutung“ durch gerichtlich verfügte Unterhaltszahlungen.

Um die brutale Unterdrückung des Mannes aufzubrechen, haben es sich die Forums-Männer zum Ziel gesetzt, „Frauen behutsam an echte Arbeit heranzuführen“. Unter der Fragestellung „Wie teuer kommen uns Hausfrauen?“ wird im Selbstverständnis des Sexisten-Forums ausgeführt: „Das Maß ist jetzt voll, die Frau ist offensichtlich für den Haushalt nicht geeignet und sollte sich um andere Dinge kümmern.“ Statt ihrer häuslichen „Puppenstubenidylle“ sollen sich die Frauen in Zukunft „anspruchsvoller Männerarbeit“ widmen, durch Lockerung der Arbeitsschutzbedingungen wird „Gleichberechtigung“ angestrebt.

Weitere Textprobe aus den sexistisch-rassistisch durchmischten Pamphleten des „modernen Männer“-Zusammenschlusses: „Wenn Kinder mit ansehen, daß die Mutter lebenslang fast ohne Arbeit auskommt, woher sollen die Kinder die Motivation haben, einer Arbeit nachzugehen. Kindererziehung kann nur der Vater übernehmen, der nebenbei etwas Sinnvolles macht, sich also selbst ernährt und damit ein gutes Beispiel für das Kind gibt.

Herkömmliche mütterliche Erziehung kann nur dazu führen, daß jeder versucht, auf Kosten anderer zu leben. Letzten Endes ist das Berufsbeamtentum ein Produkt mütterlicher Erziehung. Daß eine Mutter notfalls sogar ein Kind allein erziehen kann, ist eine Schnapsidee des christlichen Abendlandes. Darüber lacht jeder Araber.“

Weitere Zitate aus dem unappetitlichen Männer-Geschwafel wollen wir uns ersparen. Eine Schlußbemerkung hingegen nicht: Daß KollegInnen (beiderlei Geschlechts) sich nicht entblöden, in alter „Bild-kämpft-für-Sie“–Manier für den Sexisten-Zirkel zu streiten, ist – gelinde gesagt – zum Kotzen!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen