: „Nicht sozialverträglich“
■ Osdorf: Größter Umwandlungs-Deal in Hamburgs Geschichte geplant / Rund 1000 Wohnungen betroffen / Kritik vom Mieterverein Von Marco Carini
Für Willi Lehmpfuhl, Jurist beim Hamburger Mieterverein, ist es „der größte Umwandlungsdeal in der Hamburger Geschichte“. Knapp 1000 Mietwohnungen, die in den drei Hochhäusern des Elbe-Einkaufszentrums und der benachbarten „Thiele-Siedlung“ liegen, wechselten zum Jahresanfang den Besitzer. Der Neu-Eigentümer der Osdorfer Immobilien, die zur Aachener und Münchner Versicherungsgruppe gehörende Hannoveraner Allwo AG, will die Mietwohnungen so schnell wie möglich in Eigentum umwandeln und sie dann einzeln weiterverkaufen.
Dabei verspricht die Allwo, durch einen „vorbildlichen Mieterschutz“ die Umwandlung „sozialverträglich“ zu gestalten und den BewohnerInnen alternativ ein Vorkaufs- oder ein lebenslanges Wohnrecht einzuräumen. Im Frühjahr sollen zunächst Verkaufsverhandlungen mit allen MieterInnen geführt und im Herbst die dann noch nicht weiterveräußerten Wohnungen als „Anlageobjekte“ auf den Markt geworfen werden.
Zwar betont auch der Mieterverein, daß die BewohnerInnen von der Allwo „weitergehende Rechte als viele andere von einer Wohnungsumwandlung bedrohte Mieter“ erhalten sollen – der Teufel aber liege im Detail. Lehmpfuhl: „Zwar soll eine Eigenbedarfs-Kündigung ausgeschlossen werden, eine Kündigung wegen der Beeinträchtigung „wirtschaftlicher Verwertung“ aber nicht.
Im Klartext: Sollte ein Neueigentümer die Wohnung weiterveräußern wollen, das bestehende Mietverhältnis aber den Kaufpreis rapide drücken, könnte er den Mieter unter Umständen auf die Straße setzen. Allwo-Vorstand Joachim Tigges lehnte auf einer Sondersitzung des Altonaer Hauptausschusses zu dem Umwandlungskomplex die vom Mieterverein geforderte Kündigungsschutzerweiterung aber ab. Auch die Forderung des Alto-naer GAL-Chefs Olaf Wuttke, allen MieterInnen per Grundbucheintrag ein lebenslanges Wohnrecht zuzusichern, wurde von den Allwo-Geschäftsführern auf der Sitzung nicht akzeptiert.
Kritik übte Lehmpfuhl auch an einer Selbstdarstellungsbroschüre der Immobilienfirma, in der suggeriert wird, das „Allwo-Mieterschutzmodell“ sei gemeinsam mit dem Deutschen Mieterbund entwickelt worden. Lehmpfuhl: „Wir sind prinzipiell für ein Umwandlungsverbot, da die MieterInnen stets verunsichert werden und das knappe Mietwohnungsangebot immer weiter verengt wird“. Selbst bei einem weitgehenden MieterInnenschutz könne es „keine sozialverträgliche Umwandlung“ geben. Auch für Altonas SPD-Chef Horst Emmel bleibt nach dem Hauptausschuß-Hearing „eine Fülle von Fragen zu einzelnen Wohnungen unbeantwortet“. Emmel appelliert an die Allwo, „die Mieterverbände an weiteren Gesprächen zu beteiligen“. Der Fraktionschef weiter: „Die Allwo hat sich selbst einen hohen Anspruch an die Sozialverträglichkeit der Umwandlungen gestellt. Wir erwarten, daß er auch eingelöst wird“.
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