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Schabernack

■ Die japanische Trommel-Armada „Ondekoza“ in der Musikhalle

Es fing großartig an. Ohne Umschweife machten sich die so leicht wie zweckmäßig bekleideten japanischen Teufelstrommler ausgerechnet an jenen Tonnen zu schaffen, die schon von ihren Dimensionen her respekteinflößend wirken.

Der Klang dieser Mega-Drums, die fast die ganze Bühnenbreite der Musikhalle einnahmen, besteht zuallererst nur aus Wucht, ist streng, fremd und unnahbar. So dauerte es eine Weile, bis sich einem – über die Balance der Percussion kleineren Kalibers und den zarten, melodiösen Kontrast von Flöten und Saiteninstrumenten – der gesamte Organismus von Ondekoza erschloß. Dann aber wurde diese Ganzkörpermusik auch für das Publikum als solche erfahrbar – soweit das in einer vollbesetzten, bestuhlten Halle eben möglich ist.

Das Zusammenspiel der Gruppe, variiert vom Tentett bis hinunter zum Solo, war schlechterdings perfekt: eine veritable Band, in der die einzelnen Mitglieder jederzeit herauszuhören sind. Bei den gestisch-rhythmischen Späßchen, zu denen sie sich bereits in der dritten Nummer hinreißen ließen, sowieso. Entlud sich hier nach den vorangegangenen Kraft- und Konzentrationsakten noch eine charmante Portion Schabernack, häuften sich in der Folge die kalkulierten Scherze, so daß der Auftritt immer mehr in abgebrühtes Entertainment überzukippen drohte.

Und ein paar Mal wurde der Bogen auch grob fahrlässig überspannt, etwa als die beiden Shamisen-Lautisten auf Banjo und Fiddle wechselten und ein paar Takte lang „Oh When The Saints...“ intonierten. Vor lauter Mätzchen verfingen auch die nachfolgenden Trommel-Crescendi nicht mehr, zu nah war da schon der vorhersehbare Schluß, der lehrbuchgetreu in einem superspontan anberaumten Klatsch-und-Stampf-Workshop für das Publikum gipfelte.

Andreas Schäfler

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