Gib Mario nie drei Zentimeter

■ Werder siegte dank dem "enfant terrible" in Köln mit 2:1 / Trainer "Dixi" Dörner rechnet jetzt in UI-Cup-Dimensionen

Köln. Werder-Torwart Oliver Reck, hatte überhaupt kein Mitlied mit dem Kollegen Bodo Illgner: „Jeder Torwart weiß genau, was der Mario macht, da muß man die Mauer richtig stellen, der Mario darf keine drei Zentimeter Platz haben.“ Super-Mario bestraft jede gegnerische Abwehr eiskalt, zu der es sich anscheinend immer noch nicht herum gesprochen hat, daß der Mittelfeldstar der Werderaner der Spezialist für Standardsituationen schlechthin ist.

Am Samstag erlebte also Kölns Ex-Nationaltorhüter Illgner, wie spielentscheidend es sein kann, den zu den Münchner Bayern abwandernden Basler zu unterschätzen. Baslers Freistoß folgte Werders erstes Tor, das 1 : 1. Nach dem verwandelten Elfmeter, dem zweiten Basler-Tor in Köln – dem 2 : 1-Endstand – hatte Werder also das erste Mal seit 12 Jahren wieder in Köln gewonnen. Da störte es niemanden mehr, daß der Kölner Führungstreffer nicht, wie von der Anzeigetafel präsentiert, von Ralf Hauptmann erzielt wurde, sondern ein blitzsauberes Eigentor von Junior Baiano war.

Heiko Scholz (Werders Mittelfeld) fand dazu nach dem Spiel das entscheidende Stichwort: „Wir haben nach dem schweren Spiel gegen die Bayern am Dienstag nur das Nötigste getan, und es hat trotzdem gereicht. Den Platz im UI-Cup lassen wir uns nun nicht mehr nehmen.“ Die Bremer, nach dem 33. Spieltag Dritte der Rückrunden-Tabelle, können also die fast schon verlorene Saison doch noch einigermaßen mit Anstand beenden. Zur Zeit sind sie Achter und jetzt fängt eine Woche vor Saisonende das große Rechnen an.

Werder-Trainer „Dixie“ Dörner studierte lange die Gruppeneinteilung für den „UEFA-Intertoto-Cup“, um dann die Parole auszugeben: „Jetzt wollen wir nach dem letzten Spiel auch Achter bleiben, um dann die leichtere Gruppe zu erwischen. Dann müssen wir nicht quer durch den Osblock reisen.“

Seit der letzten Saison ist nämlich die ehemalige Intertoto-Runde, der UI-Cup, für die Vereine interessant geworden: Von den 60 Mannschaften, die daran teilnehmen, kommen am Ende drei quasi durch die Hintertür in den UEFA-Pokal der nächsten Saison.

Auch die mitgereisten Werder-Fans kamen also am Samstag noch in Stimmung – die eingeblendeten Zwischenstände der Spiele Schalke-Bayern und 1860 gegen Dortmund gefielen ihnen so gut, daß sie hundertfach den neuen anti-bayerischen Fan-Hit „Vize, Vize-Kaiser Franz“ anstimmten.

Nächsten Samstag findet dann die Werder-Saison mit dem Heimspiel gegen Schalke 04 ihr Ende. Ein Spiel mit umgekehrten Vorzeichen: Die Schalker, nach ihrem Sieg gegen den FC Bayern München zum ersten Mal seit 19 Jahren wieder im europäischen Wettbewerb vertreten, kommen als „leichter“ Favorit ins Weserstadion. Werder-Manager Willi Lemke hängt das Schalke-Spiel schon seit Wochen in den Ohren: „Schalkes Manager Rudi Assauer ruft mich zweimal am Tag an, will noch mehr als die ihm zustehenden 2.500 Karten haben. Das Stadion ist allerdings ausverkauft, ich kann ihm gar keine Karten mehr anbieten.“

Laut Assauer, Lemkes Vorgänger als Werder-Manager und nun seit Jahren „auf Schalke“ aktiv, wollten 15.000 Blau-Weiße ihren „S 04“ nach Bremen begleiten.

tnt