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Unterm Strich

Na gut, machen wir mal eine kleine Ausnahme im taz- Embargo, das immer noch für Geschehnisse im PEN gilt: Das westdeutsche PEN-Zentrum hat am Samstag auf seiner Jahrestagung in Heidelberg beschlossen, daß eine Urabstimmung über den künftigen Kurs in der Vereinigungsfrage mit dem Ost-PEN entscheiden soll. Die Urabstimmung wird innerhalb der nächsten drei Monate erfolgen. Die knapp 600 Mitglieder des West-PEN können dann zwischen zwei Alternativen wählen: entweder für den vorläufigen Fortbestand zweier PEN-Zentren oder für die rasche Vereinigung. Im letzten Fall soll eine paritätisch von Ost- und West- PEN besetzte Kommission den Weg bereiten.

Nach der Kontroverse über die geplanten Menschenrechtsdiskussionen auf den Chinesischen Kulturwochen (vgl. taz vom Samstag, 11. 5.) im Juni in München steht nun das gesamte Festival auf dem Spiel. Die chinesische Seite hat ihren Ausstieg angedroht. In Verhandlungen im Kulturministerium in Peking versucht Veranstalter Jochen Hahn zur Zeit, die chinesischen Mitveranstalter zu einer weiteren Kooperation zu bewegen, ohne die das Kulturereignis vom 10. bis 28. Juni nicht stattfinden kann. „Ich bin hier, um die Verhärtungen vom Tisch zu bringen“, sagte Hahn am Sonntag in Peking. Die Chinesen stießen sich an den Menschenrechtsaktivisten Harry Wu, Han Dongfang und Wei Shanshan, der Schwester des inhaftierten Dissidenten Wei Jingsheng, die unter anderen als Teilnehmer eingeladen sind. „Es geht um die drei“, sagte Hahn. Die Gesprächsreihen sind auf massiven Druck Pekings schon aus dem Programm der Kulturwochen ausgeklammert worden, sollen aber in einem anderen Rahmen stattfinden. Auch das Goethe-Institut hat sich als Mitveranstalter der Diskussionen zurückgezogen, um seine Arbeit in China nicht zu gefährden. Vor allem sei Protest aus der chinesischen Botschaft in Bonn gekommen, berichtete Hahn. Die Chinesen hätten „als letzte weiterführende Konsequenz erwähnt“, daß „es zu einer Gefährdung des Goethe-Instituts in Peking und Hongkong führen kann“. Der Kulturattaché habe die Besetzung der Diskussionsreihen als „politische Provokation“ bezeichnet und erklärt, wenn es dabei bleibt, „zieht sich die chinesische Seite aus dem Festival zurück“. Auch dürften die Künstler dann nicht ausreisen. Wie Hahn sagte, geht es in seinen Verhandlungen auch darum, „in welchem Kontext und in welcher Besetzung“ die Gesprächsreihen stattfinden. Nach einem dreistündigen Gespräch am Freitag im Kulturministerium gab es am Wochenende eine „Denkpause“. Auch die chinesische Seite wolle eine Annäherung. „Die Verhandlungen sind nicht festgefahren.“ Hahn betonte, wie wichtig die Diskussionen als Begleitprogramm seien, um gesellschaftliche Zusammenhänge herzustellen. „Es wäre fatal, wenn wir das jetzt völlig zurückziehen und die Gespräche ausfallen ließen.“

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