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Unterm Strich

Im Kaffeehaus wird er ja wohl schon lange als „der Herr Doktor“ gelten, jetzt aber hat er den Titel offiziell: Der österreichische Schauspieler und Regisseur Klaus Maria Brandauer hat in Israel den Ehrendoktortitel der Universität Tel Aviv erhalten, wie die israelische Zeitung Jediot Achronot berichtet. Der Titel wurde posthum auch dem im vergangenen November ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin sowie Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern verliehen.

Der Schweizer Schriftsteller Urs Widmer (57) indessen hat immerhin den Kunstpreis der Stadt Zürich erhalten. Die mit umgerechnet 50.000 Mark dotierte Auszeichnung wurde dem Autor für sein „intelligentes und zugleich unterhaltendes“ Gesamtwerk verliehen, bestehend aus bisher rund zwanzig Büchern, darunter „Der blaue Syphon“ und „Liebesbrief für Mary“. Termingerecht wird heute in Zürich auch Widmers Theaterstück „Top Dogs“ uraufgeführt, in dem Widmer die Reaktionen entlassener Top-Manager auf ihre Arbeitslosigkeit beschreibt.

Die Verhandlungen in Peking über die Chinesischen Kulturwochen im Juni in München (vgl. taz von gestern und vom 11.5.) sind gestern überraschend ausgesetzt worden. Das Kulturministerium unterrichtete Veranstalter Jochen Hahn unmittelbar vor Beginn der Gespräche, daß vorerst nicht weiterverhandelt werde. „Das ist kein gutes Zeichen“, sagte Hahn, der die chinesische Seite zu einer weiteren Kooperation bewegen wollte. Peking hat mit einem Ausstieg aus den Kulturwochen gedroht, falls die Menschenrechtsaktivisten Harry Wu, Han Dongfang und Wei Shanshan daran teilnehmen. Wie bekannt wurde, hat Harry Wu allerdings bereits vor zwei Wochen und damit lange vor dem Eklat erklärt, daß er wegen anderer Verpflichtungen nicht teilnehmen könne. Die Gesprächsreihen, auf denen die Menschenrechte in China diskutiert werden sollen, sind inzwischen aus dem offiziellen Programm ausgeklammert worden, sollen aber dennoch parallel stattfinden, in einer Veranstaltung der Stadt München und des Beck-Forums.

Die Veröffentlichung eines „Gedenkbuches“ für die von den Nationalsozialisten zerstörten Synagogen in Deutschland ist wegen fehlender Finanzmittel gefährdet. Wie das Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte gestern in Duisburg mitteilte, ist ein Antrag auf eine gemeinsame Finanzierung durch die Bundesländer von der Ministerpräsidentenkonferenz im März abgelehnt worden. Nach Angaben des Instituts werden für die Publikation noch rund 500.000 Mark benötigt. Deutsche und israelische Wissenschaftler wollten in dem zehnbändigen Gedenkbuch die etwa 1.500 Betstuben und Synagogen auflisten, die bei den Pogromen vom 9. November 1938 zerstört wurden. Das Institut hofft jetzt auf die Hilfe einzelner Bundesländer sowie von privaten Spendern.

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