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■ QuerspalteLet them eat beef

Sie ist die Königin des Volkes. Während die britische Regierung gute Miene zum Besuch feindlicher Spitzenpolitiker macht, schreitet Elizabeth II zur Tat: Sowohl Helmut Kohl als auch Jacques Santer und gestern nun Jacques Chirac wurden mit britischem Beef gefüttert, als sie zum Lunch im Buckingham-Palast weilten. Kneifen ging nicht: Die Queen hatte einen Feldwebel vom Regiment der Beefeater (!) hinter dem jeweiligen Staatsgast postiert. Als Kohl in seine Serviette hustete, war der bärenfellbemützte Soldat sofort zur Stelle und zog das verrückte Rindfleisch mittels einer Pinzette zurück auf den Kanzlerteller. Santer erging es nicht besser. Der EU- Kommissionspräsident wähnte sich schon in Sicherheit, nachdem er sein Steak dem Thronfolger untergeschoben hatte. Doch er hatte die Rechnung ohne die Sicherheitskameras gemacht. Zur Strafe mußte er die Portionen der Königinnenkinder verspeisen.

Auch Chirac wurde gestern eine Kamera zum Verhängnis. Er sei strikter Vegetarier, rief der französische Präsident verzweifelt, als er das Unheil in Form von Entrecote made in Britain auf sich zukommen sah. Denkste. Der für Spionage zuständige englische Geheimdienst MI-6 hatte einen Kurzfilm vorbereitet, in dem Chirac pausenlos Rindfleisch in sich hineinstopfte. Höhepunkt war die Schlußszene, als der Präsident seine Zähne in einen Hamburger bei Würgerking auf den Champs-Élysées versenkte. „Bon appetit“, meinte die Queen polyglott, während im Abspann der britischen Hackfleischbrötchenkette gedankt wurde.

Elizabeth weiß das Volk hinter sich. Im Kriegsfalle würden sich laut Umfrage gerade mal zehn Prozent der Briten auf Frankreich oder Deutschland verlassen. Von der EU ganz zu schweigen. Außerdem schuldet einem der Franzose noch etwas: Schließlich haben die Briten wegen Moruroa die Schnauze gehalten, und so muß Frankreich nun das Maul zugunsten britischen Rindfleisches aufmachen. Und von wegen BSE: Die Gäste vom Kontinent haben die Zwangsfütterung ja überlebt. Ralf Sotscheck

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