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Was wäre Bremen ohne „Ferdi“

■ Bremer Senat feiert 350 Jahre Bremer Freiheit mit Kaffeeklatsch

Ohne Kaiser Ferdinand III wäre Bremen vielleicht heute schwedisch: Mit seiner schwungvollen Unterschrift besiegelte der Kaiser am 1. Juni 1646 in Linz an der Donau die bremische Unabhängigkeit - das letzte Mittel, um die Ausdehnung der schwedischen Macht in Bremen zu verhindern.

Sein Wohlwollen ließ sich der Kaiser freilich teuer bezahlen. 100.000 Gulden in Reichstalern mußte die Stadt berappen, um die Hoheit zufriedenzustellen. Daß die Hanseaten das Geld nicht von heute auf morgen auftreiben konnten, gefiel dem Kaiser gar nicht. Ferdinand machte Druck und drohte, das Geschäft noch platzen zu lassen, wenn das Geld nicht bald käme. So blieb den Bremer Ratsherren nichts anderes übrig, als zu nicht ganz koscheren Mitteln zu greifen, um das Geld für die kostbare Urkunde, genannt „Linzer Diplom“, zu beschaffen. Sie schreckten selbst vor Erpressung und Schiebereien nicht zurück.

„Die Menschen damals haben Kreativität und Phantasie bewiesen“, sagte Bürgermeister Scherf gestern. „Es wäre schön, wenn sich ein Teil dieser Courage auf die Leute hier übertragen würde.“ Um die „Widerstandsfähigkeit“ des hanseatischen Volkes gebührend zu feiern, will der Bremer Senat den 350. Jahrestag der Bremer Freiheit in diesem Jahr mit einem Bürgerfest begehen. Zum Auftakt am 1. Juni gibt es eine große Kaffeetafel, bei der sich 3.000 BürgerInnen in der Oberen Rathaushalle über eine drei Quadratmeter große Linzer Torte hermachen dürfen. Das überdimensionale Teigwerk ist ein Jubiläumsgeschenk der Stadt Linz.

Parallel zum Kaffeeklatsch wird in der Unteren Rathaushalle die Ausstellung „Der Schlüssel und der Adler“ eröffnet. Ausgewählte Exponate aus dem Focke-Museum sollen der Bremer Bevölkerung die facettenreiche Geschichte ihrer Selbständigkeit nahebringen. Dabei finden auch die Phasen Beachtung, in denen Bremens Unabhängigkeit in Gefahr war. „Gerade im Zusammenhang mit der Diskussion über die Neugliederung der Bundesländer ist es wichtig darauf hinzuweisen, daß Bremens Unabhängigkeit historisch gewachsen ist“, glaubt Scherf. Auch Wirschaftssenator Perschau versteht das Jubiläum als Anlaß, „die inhaltliche Debatte über Föderalismus und den Anspruch Bremens auf seine Stadtstaatlichkeit“ wiederzubeleben. Zusätzlich zu den Jubiläumsfeierlichkeiten gibt es bis zum 31. August allerlei kulturelles und musikalisches Begleitprogramm. Der 31. August 1646 war der Tag, an dem das „Linzer Diplom“ endlich in Bremen eintraf. ick

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