: Warten auf Vulkan-Konzept
■ Arbeit generell zu teuer / Kontakte Commerzbank - Schwerin
Freitag mittags trifft sich jede Woche eine „Vulkan-Runde“: Politiker, Gewerkschafter, interessierte Wissenschaftler. Woche für Woche wird ihnen versprochen, daß „bald“ das Überlebenskonzept für die Werften auf den Tisch kommt. Auch gestern warteten sie darauf wieder vergeblich.
Bevor mögliche Investoren überhaupt das Thema anfassen, müssen die Belegschaft und die IG Metall offenbar deutlich machen, zu welchen Zugeständnissen sie bereit sind (vgl. taz 17.5.). Und nicht nur bei den Vulkan-Werften, im gesamten deutschen Schiffbau müßten die Arbeitskosten um 15-20 Prozent sinken, sagte der Vorstandsvorsitzende des Verbandes für Schiffbau, Heinz Ache. Zwar sind die Auftragsbücher überall voll wie selten zuvor, aber die Aufträge seien oft nicht kostendeckend abgeschlossen, erklärte Ache. Rückkehr zur 40 Stunden-Woche, „mehr Arbeit für das gleiche Geld“, Abbau übertariflicher Zahlungen sei für das Überleben des deutschen Schiffbaus gefordert.
Für die Vulkan-Werften stellen sich diese Frage dringender als anderswo: Wenn die beiden Container-Aufträge für Vegesack und das Passagier-Schiff der Seebeck-Werft nicht kostendeckend akquiriert werden können, dann gehen im bremischen Schiffbau in diesem Sommer die Lichter aus. Gerade weil viele Reeder „auf Vorrat“ Aufträge vergeben haben, ist nicht damit zu rechnen, daß ganz neue Aufträge gewonnen werden können, wenn die Verhandlungen über die derzeit in Aussicht stehenden scheitern. Und die EU kontrolliert wachsamer denn je gegenüber Deutschland jeden Verdacht illegaler Subvention.
Am Mittwoch schickte Wettbewerbs-Kommissar van Miert einen scharfen Brief nach Bonn, in dem er Aufklärung über die an Dörries Scharmann geflossenen Gelder verlangte. Aus dem „zentralen Cash-Management“ des Vulkan-Verbundes, aus dem Osten gespeist, sind 1993, 1994 und 1995 insgesamt ca. 400 Millionen an Dörries Scharmann abgeflossen - meist als „Liquiditätshilfen“ ausgewiesen.
Auch eine erneute „Beihilfe“ für die Ost-Werften müßte in Brüssel beantragt und genehmigt werden. Daß die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern ganz ahnungslos darüber war, wie „ihr“ Aufbau-Ost-Geld über Bremen abfloß, wird sie dabei kaum darstellen können. Denn der Leiter der Staatskanzlei in Schwerin, Thomas de Maizière, hat nicht nur einen berühmten Vater, sondern auch einen erfolgreichen Bruder: Andreas de Maizière hat eine steile Karriere bei der Commerzbank gemacht und war als Mitglied der Geschäftsführung der Bremer Filiale auch mit dem Cash-Management des Vulkan-Verbundes befaßt. K.W.
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