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Kompost statt Plastik

■ Die Ökolaube soll den Schrebergarten umweltfreundlicher machen. Das von der Stiftung Naturschutz Berlin geförderte Häuschen geht nun in Produktion

So ein Kleingarten ist schon etwas Feines: Ordentlich gepflegter Rasen in Wimbledon-Qualität, in jeder Ecke ein Obstbäumchen und direkt am Zaun ein Beet mit nützlichen Kräutern. Die Laube: eher schon ein Häuschen. Schließlich will man sich auch am Wochenende ganz wie daheim fühlen. Also ist es möglichst aus Beton, da zieht es nicht durch, und lästige Tiere (Igitt!) kommen auch nicht so leicht rein. Satellitenschüssel aufs Dach, Gartenzwerge neben den Plastikspringbrunnen, fertig ist das Laubenpieperglück.

Bilder aus der Berliner Gartenlandschaft. Von der Kolonie „Abendruh“ über „Lebensfreude“ und „Sonnenschein“ bis zur „Zufriedenheit“: Klischees bis zum Abwinken. Aber es geht auch anders. Nicht allen schwebt bei dem Gedanken an das eigene Gärtchen die genormte Parzelle mit Deutschlandfahne am Mast vor. Und neben dem Wunsch, nicht dem klassischen Vorurteil zu entsprechen, haben auch immer mehr Laubenpieper den Anspruch, Garten und Laube möglichst ökologisch zu gestalten. Schließlich bilden Kleingärten einen erheblichen Teil der „grünen Lunge“ einer Stadt. Darüber hinaus finden gefährdete Tier- und Pflanzenarten hier Unterschlupf. Die Laubenpieperei an sich ist also nichts Schlechtes – im Gegenteil. Sie hat allerdings ein Problem: ihr Image.

Die Stiftung Naturschutz Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Bild des gemeinen Kleingärtners zu verändern. „Die Idee dazu entstand 1985 im Rahmen der Bundesgartenschau“, erzählt Uli Lehmann von der Stiftung. „Daraus hat sich dann das Projekt Ökolaube entwickelt.“ Der Grundgedanke der Ökolaube ist denkbar einfach: Alles soll so umweltverträglich wie möglich sein. Das gilt nicht nur für den Garten, sondern eben auch für den Bau und die Nutzung der dazugehörigen Laube. „1987 haben wir dann ein Grundstück auf der Bundesgartenschau bekommen und angefangen zu bauen.“

Das Ergebnis, die „Ur-Ökolaube“, steht heute auf dem Buga- Gelände in Britz: überall Grün und Holz. Die Besucher waren von Anfang an begeistert, und viele wollten nun auch ein solches Wochenendhäuschen haben. Was zum Problem wurde: „Wir konnten nur sagen: Gucken Sie es sich an und bauen Sie nach“, erinnert sich Uli Lehmann. „Zwar konnten wir den Leuten unsere Unterlagen zur Verfügung stellen und sie beraten, aber das war auch schon alles.“ Doch nicht jeder hat einen kleinen Hobbyhandwerker daheim, der mal eben schnell ein Häusle bauen kann. Und so entschloß sich die Stiftung Naturschutz im Herbst 94, den Bau der Ökolaube öffentlich auszuschreiben. Schließlich sollen auch die Nicht-Handwerker die Möglichkeit zum umweltgerechten Laubenpiepen bekommen.

Die Firma „Baumhaus“ machte mit dem besten Konzept das Rennen und baut die Ökolaube jetzt in Lizenz der Stiftung. „Es ist uns wichtig, die Idee vom ökologischen Bauen zu verbreiten“, sagt Inhaber Kurt Lenglachner. „Seine“ Ökolaube ist größtenteils aus unbehandeltem Lärchenholz gefertigt, das keine langen Transportwege hinter sich hat. Die Innenwände sind Platten, die man zur Not auch zu zweit tragen kann. So dauert es nur rund zwei Tage, dann kann man schon im Wintergarten sitzen. Die Sonne als Energiespender versteht sich eigentlich von selbst, so wie auch das begrünte Dach. Was jedoch so manchen potentiellen Kunden abschreckt, sind Kompostklo und Pflanzenkläranlage im Garten. Etwas besonderes ist auch das sogenannte Punktfundament. Das Haus steht auf mehreren Pfählen und muß nicht in Beton „eingegossen“ werden. Wen der handwerkliche Ehrgeiz packt, der kann seine Laube auch unter fachmännischer Anleitung eigenhändig mitbauen und spart dabei noch ein wenig Geld.

Eine Ökolaube hat natürlich auch ihren Preis: Die Standardversion kostet 36.000 Mark. Dafür gibt es aber sogar noch acht Stunden Gartenfachberatung von der Stiftung Naturschutz dazu. Denn was nützt die schönste Theorie vom naturbewußten Kleingärtnern, wenn man doch nur olle Stiefmütterchen in die Beete setzt? Sabine Gärtner

Die „Ur-Ökolaube“ steht am Eingang zum „Britzer Garten“, Buckower Damm, Ecke Hüfnerweg. Telefon im Sommer: 605 68 39, sonst 265 420 18.

Stiftung Naturschutz Berlin, Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin, Telefon 26 26-001/-002, Fax 26 15-277, Ökolaubentelefon 26 54-20 18.

Ökologische Zimmerei Baumhaus, Telefon und Fax: 463 45 37.

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