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■ Prodi-Regierung zwischen Recycling und EnkelhätschelnNichts für Italiens Zukunft

Der Mann meint es wirklich ernst. So schnell wie Romano Prodi hat noch kein italienischer Regierungschef sein Kabinett vorgestellt. Auf den ersten Blick hat er auch eine erstaunlich ausgewogene Mischung aus alten Hasen und jungen Aufsteigern zusammengebracht, unter ihnen sogar drei Frauen, so viele wie schon lange nicht mehr. International anerkannte Technokraten wie Super-Wirtschaftsminister Ciampi, vordem Notenbankchef und auch schon mal Ministerpräsident, sitzen neben Fünzigjährigen wie Regionalminister Bassanini. Der besonders bei Helmut Kohl angesehene bisherige Regierungschef Dini steht als Außenminister und Europafan für die Kontinuität der bisherigen Politik.

Die Bedenken kommen bei näherer Durchsicht der Minister. Etwa ein Drittel stammt von den Linksdemokraten – doch nahezu alle haben den Stallgeruch der parteiinternen Rechten an sich. Innenminister Napolitano gehört dem berüchtigten Flügel der „Miglioristen“ an, die selbst die Democrazia cristiana rechts überholt haben. Erziehungsminister Luigi Berlinguer stammt aus dem Clan des 1984 verstorbenen KP-Chefs, und selbst die noch relativ jungen Kabinettsmitglieder wie Sozialministerin Turco und Regionalminister Bassanini gehören seit Jahrzehnten der KP- und nun PDS-Nomenklatura an. Kulturminister Veltroni galt schon unter Enrico Berlinguer als aussichtsreicher Enkel. Noch schlimmer allerdings sind die Befürchtungen, was den Rest des Kabinetts angeht – fast die Hälfte nämlich stammt aus dem Kern der früheren Regierungskoalitionen unter christdemokratischer Hegemonie. Dazu gehören Verteidigungsminister Beniamino Andreatta ebenso wie Gesundheitsministerin Rosy Bindi; groß geworden sind in diesem Dunstkreis auch Ciampi und Dini – und Ministerpräsident Prodi selbst.

Ob sich aus alledem wirklich eine neue Politik ergibt, wie die Wahlsieger tönen, dürfte also eher fraglich sein. Eher schon sieht alles nach einer Neuauflage jenes „historischen Kompromisses“ aus, den die KP und die DC vor zwanzig Jahren ansteuerten, aber damals nicht zu Ende brachten, weil die USA und das „freie Europa“ noch dagegen waren. Heute ist der Welt gleichgültig, wer in Italien regiert – Hauptsache, er hält das Land ruhig. Für eine Weile mag es den alten Hasen mit ihren frommen Zöglingen im Kabinett gelingen. Eine Dauerlösung für die Zukunft Italiens wird es sicher nicht. Werner Raith, Rom

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