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WHO-Experten: Weiterforschen beim Rinderwahn

■ Zusammenhang zwischen Rinderwahnsinn und Creutzfeld-Jakob-Krankheit nicht völlig auszuschließen, aber keineswegs bewiesen. Gewißheit in 12 Monaten?

Genf (taz) – Für eine „direkte Verbindung“ zwischen dem sogenannten „Rinderwahnsinn“ (BSE) und der bei Menschen auftretenden Creutzfeld-Jakob- Krankheit (CJK) gibt es nach wie vor keinen Beweis. Eine solche Verbindung kann aber auch nicht ausgeschlossen werden. Dieses Ergebnis einer dreitägigen Tagung von 50 Ärzten und Wissenschaftlern aus 20 Staaten wurde am Donnerstag abend am Sitz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf verkündet.

Das sei kein Grund zur Entwarnung, schränkte der Vorsitzende der Expertenrunde, der Neurologe Joe Gibbs vom Nationalen Gesundheitsinistitut der US-Regierung in Bethesda ein. Auch wenn bisher „keine Beweise existierten“, daß britisches Rindfleisch CJK bei Menschen verursacht habe, müse weiterhin „mit dieser Möglichkeit gerechnet werden“.

Deshalb forderten die Experten die schnelle Einrichtung eines weltweiten, lückenlosen Überwachungs-und Meldesystems unter Koordination der Weltgesundheitsorganisation, damit sämtliche Fälle und Varianten sowohl von BSE wie von CJK erfaßt und untersucht werden können. Erst auf der Basis einer solchen umfassenden Forschung ließen sich eines Tages auch gesicherte Aussagen darüber machen, ob ein Zusammenhang zwischen BSE und CJK besteht, erklärte Gibbs. Einer seiner Kollegen wollte nicht ausschließen, daß bei schneller Erfüllung der Wissenschaftler-Forderungen bereits „in zwölf Monaten Klarheit besteht“. Der von der EU verhängte Importbann gegen britisches Rindfleisch sei zwar als „Maßnahme der Politiker zur Risikovorsorge verständlich“, auf Basis des derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisstandes allerdings „nicht völlig gerechtfertigt“, erklärte Gibbs. Sein Kollege, der Neurologe Ibrahima Pierre Ndiaye meinte hingegen, der Schutz der öffentlichen Gesundheit müsse Vorrang haben. Andreas Zumach

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