■ Scheibengericht: Altan
„Blackwater“ (Virgin)
Vor zwanzig Jahren und fünf Jahre vor Punk trat der – mentale oder tatsächliche – Undergroundler Folk als ländliche Schluchtenjodelei ab. Zu Unrecht, denn das Beispiel Folkmusik (deutschsprachige Perlen mal ausgenommen) illustriert, daß Regionalismen vom Underground sehr wohl akzeptiert wurden und werden, andernfalls hätte es seit Mitte der Achtziger wohl kaum so viele Punk-Folk- Crossover gegeben. Die Iren von Altan vermitteln reine Lehre. Die Band benannte sich nach einem See in Nordwest-Donegal, gewissermaßen Label-lisierung in der Urform. Ich bin mir nicht sicher, ob der Humor eine Variable oder ein festes Element regionaler Musik (noch was anderes als Regionalismus) ist, auf jeden Fall assoziieren Themen wie „Dogs Among Bushes“ mehr als nur „die Gegend, die Quelle und Inspiration für die Musik unserer Band“ ist.
Im Wechsel zwischen vokaler Introspektion („Lovesickness“) und instrumentaler Weite („The Newfoundland“) beschreibt Altan auf „Blackwater“ das klassische Aufarbeitungsmodell des ältesten und simpelsten Gegensatzpaares: „Mensch und Welt“. Liebesgeschichten, Tanznummern, Sauf- und Rauflieder – was ist schon so schlecht an einem Zuhause, Mama? Heilung liegt in der Integration, nur – seit wann will Pop die Heilung?
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