piwik no script img

Die Mülltonnen blieben nicht voll

■ Dafür Warnstreiks in Kitas, Kliniken und im Gartenbauamt

Um sieben Uhr früh bildeten gestern rund 80 Krankenhausangestellte aus Verwaltung und Technik vor dem Zentraleingang der Klinik Ost den Auftakt zu zahlreichen Warnstreiks in Bremen. Im Laufe des Tages beteiligten sich rund 2.000 Angestellte des Öffentlichen Dienstes an kurzfristigen Arbeitsniederlegungen. „Wir sind über die Resonanz zufrieden“, zog ein Sprecher der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) gestern abend Bilanz.

Die Ausweitung der Warnstreiks auf Bremen und Niedersachsen, die gestern zwei Tage vor dem Beginn der vierten Tarifrunde am Mittwoch in Stuttgart stattfanden, soll Druck auf die Arbeitgeber gegen die angekündigte Nullrunde in Ländern und Kommunen machen. Die ÖTV hatte mit der Parole mobilisiert, daß eine Null-Runde de facto eine Minusrunde sei. In zehn von 16 städtischen Kindertagesstätten wurden die Kinder drei Stunden lang von den Eltern betreut, während ErzieherInnen und SozialpädagogInnen „mit einem Schild vorm Bauch“ draußen standen – berichten die Kleinen.

Kindergärten und Ämter für Soziale Dienste waren die Schwerpunkte der Streikenden, ebenso sämtliche städtische Kliniken, wo es zu ein- oder mehrstündigen Arbeitsniederlegungen kam. Lediglich die Müllfahrer der Bremer Entsorgungsbetriebe, sonst als Autokorso ansehnlicher Mittelpunkt von Streiks und Kundgebungen, hielten sich dieses Mal auffällig zurück. „Die Männer mußten am Samstag gerade erst den Himmelfahrt-Feiertag nachholen“, hieß es. Deshalb seien an ihrer Stelle die Straßenkehrer vor den Sitz des kommunalen Arbeitgeberverbandes am Bahnhof gezogen. Auch beim städtischen Eigenbetrieb „Stadtgrün“ waltete die Raison eines begrenzten Warnstreiks: „Pflichtaufgaben und Beerdigungen blieben nicht liegen“, verriet Personalrat Matthias Schulz.

Auch in Hannover, Braunschweig, Wolfsburg, Hildesheim, Göttingen, Wilhelmshaven und Goslar legten rund 10.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes die Arbeit nieder. Vor dem Finanzministerium in Hannover demonstrierten rund 6.000 Menschen gegen die von den öffentlichen Arbeitgebern angestrebte Nullrunde. ede

Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Horst Fricke, sagte auf der dortigen Kundgebung: „Die erpresserische Argumentation, eine Lohnerhöhung im öffentlichen Dienst koste Arbeitsplätze, wird von der ÖTV nicht hingenommen.“ Mit einer Verschärfung der Aktionen drohte der Landesverbandsleiter der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Wolfgang von Denia: „Wenn es sein muß, ist das hier heute nur ein kleiner Anfang. Wir haben einen sehr langen Atem und wehren uns gegen eine Tarifpolitik nach Gutsherrenart. dpa/taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen